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Ein urteilsfähiger Intellekt

Ein fühlendes Herz

Ein gesunder Körper

 

 
 

... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Einweihung (Initiation)


Im allgemeinen stellt man sich unter einer Einweihung eine Zeremonie vor, durch die man Mitglied einer geheimen Gesellschaft wird. Man meint, sie könne jedem zuteil werden, der gewillt ist, einen gewissen Preis (in den meisten Fällen eine Geldsumme) dafür zu zahlen.

Das trifft bei den sogenannten Einweihungen in brüderlichen Verbänden und auch bei den meisten pseudo-okkulten Orden wohl zu. Diese Auffassung ist aber ganz und gar falsch, wenn es sich um Einweihungen in die verschiedenen Grade einer wirklich okkulten Bruderschaft handelt. Etwas Verständnis für die wirklichen Erfordernisse und ihre Vernünftigkeit wird dies sogleich deutlich machen.

In erster Linie gibt es keinen goldenen Schlüssel zum Tempel. Der Verdienst zählt und nicht das Geld. Verdienste erwirbt man nicht an einem Tag, sie sind die gesammelten Früchte vergangener guter Taten. Der Anwärter zur Einweihung ist sich gewöhnlich dessen gar nicht bewusst, dass er Anwärter ist. Meist lebt er sein Leben unter den Menschen und dient durch Tage und Jahre hindurch, ohne irgendeinen jenseitigen Gedanken, bis eines Tages der Lehrer, ein Hierophant der kleineren Mysterien, in sein Leben tritt; das geschieht in einer Weise, die dem Land angepasst ist, in dem er lebt. Der Kandidat hatte in sich gewisse Fähigkeiten gepflegt, gewisse Kräfte des Dienstes und der Hilfe gespeichert, deren er sich für gewöhnlich nicht bewusst ist, oder von denen er nicht weiss, wie sie richtig zu verwerten sind. Nun ist die Arbeit des Einweihenden leicht. Er zeigt dem Kandidaten die schlummernden Fähigkeiten, die schlafenden Kräfte, und weiht ihn in ihren Gebrauch ein. Er erklärt oder zeigt ihm zum ersten Mal, wie der Kandidat seine statische Energie zu einer dynamischen Kraft erwecken kann.

Einweihung (Initiation) kann durch eine Zeremonie vollzogen werden oder nicht. Es ist besonders zu bemerken, dass die Einweihung, die der unausbleibliche Höhepunkt fortgesetzter geistiger Bemühungen ist, niemals, ob nun bewusst oder unbewusst, im Kandidaten wirklich stattfinden kann, bevor nicht die nötige innere Entwicklung die latenten Kräfte aufgespeichert hat. Diese kraftvoll zu verwerten, lehrt die Einweihung. Das Ziehen eines Hahnes kann in der Flinte keine Explosion hervorrufen, wenn die Flinte nicht vorher geladen wurde.

Es besteht keine Gefahr, dass der Lehrer irgendjemand übersehen könnte, der die nötige Entwicklung bereits erlangt hat. Jede gute und selbstlose Handlung vermehrt die Leucht- und Schwingungskraft der Aura des Anwärters außerordentlich. So wahr, wie der Magnet die Nadel anzieht, wird auch das Leuchten des aurischen Lichtes den Lehrer bringen.

Selbstverständlich ist es nicht möglich, in einem Werk, das für die breite Öffentlichkeit bestimmt ist, die Stadien der Einweihungen in die Rosenkreuzerbruderschaft zu behandeln. Das wäre ein Vertrauensbruch, auch wäre es aus Mangel an Worten unmöglich, sich deutlich genug auszudrücken. Es ist aber erlaubt, einen Umriss zu geben und den Zweck der Einweihung aufzuzeigen.

Die kleineren Mysterien befassen sich nur mit der Entwicklung der Menschheit der Erdperiode. Während der ersten dreieinhalb Kreisläufe der Lebenswoge um die sieben Globen hatten die jungfräulichen Geister noch kein Bewusstsein erlangt. Daher sind wir unwissend darüber, wie wir unseren heutigen Stand erreichten. Der Strebende soll über diesen Punkt aufgeklärt werden. Durch die Formel des Hierophanten während der Einweihung in den ersten Grad wird das Bewusstsein auf die Seite des Naturgedächtnisses gelenkt, welche die Berichte über den ersten Kreislauf enthält, in dem wir die Entwicklung der Saturnperiode wiederholten. Dabei ist er im vollen Besitz seines Wachbewusstseins. Er erinnert sich Tatsachen des Lebens im 20. Jahrhundert, beobachtet jedoch bewusst den Fortschritt der sich entwickelnden Schar der jungfräulichen Geister, denen er in der Saturnentwicklung angehörte. So lernt er, wie die ersten Stufen in der Erdperiode gewonnen wurden. Das Ziel dieser Entwicklung wird ihm durch einen später zu vollziehenden Schritt enthüllt werden.

Nachdem er die Lehren aufgenommen hat, die in Kapitel 10 beschrieben wurden, hat der Kandidat über diesen Gegenstand seine Erkenntnisse aus erster Hand erworben. Er ist dabei in unmittelbare BerŸhrung mit den schöpferischen Hierarchien und ihrer Arbeit gekommen, die sie an und mit dem Menschen leisteten. Daher ist es nun dem Kandidaten möglich, ihre segensreiche Wirksamkeit in der Welt zu würdigen und sich in gewissem Maß mit ihnen auf eine Linie zu begeben, um auf diese Weise ihr Mitarbeiter zu werden.

Wenn die Zeit für ihn reif ist, um den zweiten Grad der Einweihung zu erhalten, wird seine Aufmerksamkeit in ähnlicher Weise auf die Ereignisse des zweiten Kreislaufes der Erdperiode gerichtet, der im Gedächtnis der Natur abgebildet ist. Dabei beobachtet er bewusst die Fortschritte, die während dieser Zeit von den jungfräulichen Geistern erzielt wurden. Er tut es wie "Peter Ibbetson", der sein Kinderleben während der Nächte beobachtete, in denen er "Wahrträume" hatte. Im dritten Grad der Einweihung folgt er dem Mondkreislauf, und im vierten Grad sieht er die Fortschritte, die wir in der bereits zurückgelegten Hälfte des vierten oder Erdkreislaufes erreichten.

In jedem Grad jedoch wird noch ein weiterer Schritt gemacht. Der Schüler sieht außerdem zu der in jedem Kreislauf verrichteten Arbeit noch die, welche in der entsprechenden Epoche während unseres gegenwärtigen Aufenthaltes auf Globus D, auf unserer Erde, geleistet wurde.

Während des ersten Grades folgt er der Arbeit des Saturnkreislaufes und ihrer letzten Vollendung in der polarischen Epoche.

Im zweiten Grad folgt er der Arbeit des Sonnenkreislaufs und der seines Ebenbildes, der hyperboräischen Epoche.

Während des dritten Grades beobachtet er die Arbeit, die im Mondkreislauf vollzogen wurde, und sieht, wie sie die Grundlage des Lebens in der lemurischen Epoche war.

Während des vierten Grades sieht er die Entwicklung des letzten halben Kreislaufes mit der ihm entsprechenden Zeitperiode unseres gegenwärtigen Aufenthaltes auf der Erde, nämlich der ersten Hälfte der atlantischen Epoche, die endete, als die dichte, nebelige Atmosphäre von Atlantis sich löste und die Sonne erstmals über Land und Meer schien. Dann war die Nacht des Unbewusstseins vorüber und die Augen des innewohnenden Ego wurden vollständig geöffnet, wodurch es fähig wurde, das Licht der Vernunft auf das Problem der Welteroberung zu lenken. Dies war die Zeit, wo der Mensch, wie wir ihn jetzt kennen, zum ersten Mal geboren wurde.

Wenn wir von alten Einweihungssystemen hören, in denen sich der Kandidat dreieinhalb Tage im Trancezustand befand, so bezieht sich das auf die Zeit der Einweihung, die soeben beschrieben wurde. Jene dreieinhalb Tage bezeichnen die Stufen, welche durchgemacht wurden, und sind keineswegs 24 Stundentage. Die Dauer der Entwicklung ist bei jedem Kandidaten verschieden. Immer wird ihm die unbewusste Entwicklung der Menschheit während der vergangenen Kreisläufe gezeigt, und wenn von ihm gesagt wird, dass er mit Sonnenaufgang des vierten Tages erwache, so ist dies der mystische Ausdruck dafür, dass die Einweihung in die Arbeit der unwillkürlichen Entwicklung des Menschen zu dem Zeitpunkt ihren Abschluss fand, als die Sonne erstmals über der reinen Atmosphäre von Atlantis aufging. Und dann wird der Kandidat auch als ein "Erstgeborener" begrüsst.

Nachdem der Schüler mit dem Weg vertraut wurde, den wir in der Vergangenheit durchliefen, führte ihn der fünfte Grad bis zum Ende der Erdperiode. Dann wird eine glorreiche Menschheit die Früchte dieser Periode sammeln können und sie von den sieben Globen, die wir während der Evolution an jedem Offenbarungstag bewohnen, auf den ersten der fünf dunklen Globen mitnehmen, die während der kosmischen Nächte unseren Aufenthaltsort bilden werden. Der dichteste von ihnen liegt in der Region der abstrakten Gedanken und ist in Wahrheit das "Chaos", von dem in Kapitel 11 gesprochen wurde. Dieser Globus ist auch der dritte Himmel, und wenn Paulus davon spricht, dass er in den dritten Himmel erhoben wurde und dort Dinge sah, die er rechtmäßigerweise nicht offenbaren dürfe, so sprach er von Erfahrungen, die der fünften Stufe der Einweihung der gegenwärtigen Rosenkreuzer entsprechen.

Nachdem das Ende des fünften Grades gezeigt wurde, wird der Kandidat mit den Mitteln bekannt gemacht, durch die dieses Ziel in den restlichen dreieinhalb Kreisläufen der Erdperiode erreicht werden kann. Die vier restlichen Einweihungsgrade dienen diesen Aufklärungen.

Durch die so gewonnene Einsicht ist er fähig, bewusst mit den Kräften, die für das Gute wirken, mitzuarbeiten und hilft so mit, unsere Befreiung zu beschleunigen.

Um eine allgemein falsche Auffassung zu beseitigen, wollen wir dem Schüler klarmachen, dass wir nicht Rosenkreuzer sind, nur weil wir ihre Lehren studieren. Selbst die Zulassung in den Tempel berechtigt noch nicht, uns bei diesem Namen zu nennen. Der Verfasser z.B. ist nur ein Laienbruder, ein Schüler, und würde sich unter keinen Umständen Rosenkreuzer nennen.

Wir wissen wohl, dass ein Knabe, der das Gymnasium absolviert hat, deswegen noch nicht zum Lehrer befähigt ist. Er muss zuerst die Hochschule erfolgreich beenden und fühlt sich vielleicht auch dann noch nicht zum Lehrer berufen. Genau so verhält es sich in der Schule des Lebens. Selbst wenn jemand die Mysterienschule der Rosenkreuzer beendet hat, ist er noch lange kein Rosenkreuzer. Erfolgreiche Schüler der verschiedenen Schulen der kleineren Mysterien rücken in die fünf Schulen der größeren Mysterien vor. In den ersten vier legen sie die vier großen Einweihungen ab und erreichen zum Schluss den Befreier (Liberator). Hier erst erhalten sie Erkenntnisse, die andere Entwicklungsreihen betreffen. Es wird ihnen freigestellt, hier zu bleiben und ihren Brüdern zu helfen oder in andere Evolutionsreihen als Helfer einzutreten. Diejenigen, die sich zum Bleiben entscheiden, erhalten verschiedene Stellungen, je nach ihren Begabungen und ihrem natürlichen Hang. Unter diesen Mitleidvollen befinden sich auch die Brüder vom Rosenkreuz, und es ist ein Frevel, den Rosenkreuzernamen in den Staub zu ziehen, indem wir ihn auf uns selbst anwenden, solange wir nur Schüler ihrer erhabenen Lehren sind.

Während der wenigen vergangenen Jahrhunderte haben die Brüder für die Menschheit im Geheimen gearbeitet. Jedesmal zu Mitternacht findet im Tempel ein Dienst statt. Die Älteren Brüder - unterstützt von den Laienbrüdern, denen es möglich ist, ihre weltliche Arbeit zu verlassen (denn viele von ihnen leben in Ländern, in denen es Tag ist, wenn es in der Gegend des Rosenkreuzertempels Mitternacht ist) - sammeln von überall in der westlichen Welt alle Gedanken der Sinnlichkeit, der Gier, der Selbstsucht und des Materialismus. Diese versuchen sie nun in reine Liebe, Wohlwollen, Altruismus und geistige Bestrebungen umzuwandeln, um sie wieder in die Welt zurückzusenden und dadurch alles Gute zu heben und zu ermutigen. Bestände nicht diese mächtige Quelle geistiger Schwingungen, so hätte der Materialismus schon längst alle geistigen Bestrebungen erstickt, denn vom geistigen Standpunkt aus gab es niemals ein dunkleres Zeitalter, als die letzten 300 Jahre des Materialismus.

Nun aber ist die Zeit gekommen, in der die Methode geheimer Bemühungen durch eine mehr direkte Anstrengung und die Verbreitung einer klaren, logischen und folgerichtigen Lehre - den Ursprung, die Entwicklung und die weitere Entfaltung der Welt und des Menschen betreffend - ergänzt werden soll. Darin soll beides, die geistige wie auch die wissenschaftliche Seite aufgezeigt werden: Eine Lehre, die nichts behauptet, das nicht durch Vernunft und Logik unterstützt wird und die den Verstand befriedigt, indem sie ihm eine annehmbare Lösung aller Geheimnisse anbietet. Sie fordert keine Fragen heraus, vermeidet sie aber auch nicht, und ihre Erklärungen sind sowohl tief als auch klar.

Aber, und das ist ein sehr wichtiges "Aber": Die Rosenkreuzer betrachten ein intellektuelles Verständnis Gottes und des Weltalls nicht als Ziel für sich. Weit gefehlt! Je größer der Intellekt, umso größer die Gefahr seines Missbrauches. Darum wird diese wissenschaftliche, logische und erschöpfende Lehre gegeben, damit der Mensch in seinem Herzen glaube, was sein Kopf gutgeheißen hat, und beginne ein religiöses Leben zu leben.

Fortsetzung:

The Rosicrucian Fellowship (RCF Rosenkreuzer Freundeskreis)



Kosmo Konzeption


Die kosmische Konzeption - eine Philosophie über das Warum im Leben - beantwortet und vermittelt uns in klaren und einfachen Worten das Basiswissen der Weisheitslehre der Rosenkreuzer und stellt für jeden Menschen, der auf der Suche nach seiner Lebensaufgabe ist, einen Goldschatz an Informationen dar. Sie ist ein umfassendes Nachschlagewerk für alle, die sich mit den grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens befassen - dazu zählen ganz persönliche als auch weltliche Fragen. (716 Seiten, gebunden)

Autor: Max Heindel
ISBN: 978-3-906414-00-3
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