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... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Was ist Wahrheit?


Pilatus stellte die Frage: "Was ist Wahrheit?" - er war jedoch unfähig, sie in seinem Inneren zu finden, weswegen er auch keine Antwort darauf erhielt.

Christus Jesus sprach: "Die Wahrheit soll euch frei machen", und Plato mit seiner mystischen Intuition sagte: "Gott ist Wahrheit, und das Licht ist sein Schatten." Johannes aber sprach: "Gott ist Licht", und da er dem Meister näher als die anderen Jünger stand, empfing er unzweifelhaft die höheren Belehrungen, weil die anderen nicht fähig waren, sie aufzunehmen. Es spielt keine Rolle, von wieviel Wahrheit wir umgeben sind, denn solange wir für deren Erhalt noch nicht geeignet sind, ist sie nicht für uns bestimmt. Jeder könnte die Schönheit der zahllosen Schatten des Lichts und der Farben um uns sehen, mit Ausnahme der durch die Blindheit Behinderten, welche die Welt der Farben um sich nicht wahrnehmen können und daher wahrhaft arm sind. Ebenso steht es mit der Wahrheit. Auch sie befindet sich überall und kann immer gefunden werden, wenn wir nur fähig sind, sie zu erkennen. In den Übungen der Rosicrucian Fellowship (Rückschau und Konzentration) wurde uns ein herrliches Mittel gegeben, um mit der Wahrheit in Berührung zu kommen.

Plato und Johannes sagten: "Gott ist Licht", und wenn wir eines der größten Observatorien besuchen, das mit den besten Teleskopen ausgestattet ist und in den Raum hinausblicken, dann werden wir sehen, dass es für das Licht keine Grenze gibt, es befindet sich überall. Mit dem Symbol des Lichts, das hier dargestellt wird, erhalten wir eine Idee der Allgegenwart und Ausdehnung Gottes, den wir verehren. Johannes sagte in den ersten fünf Versen seines Evangeliums: "Am Anfang war das Wort." Darin haben wir eine wunderbare Lösung der Frage, die wir anfangs angesprochen haben. Hier befinden wir uns im Bereich der Wahrheit. Zur gegenwärtigen Zeit sind wir in die Materie abgesunken und nicht imstande, mit dieser Wahrheit in einen direkten Kontakt zu kommen. Aber wenn wir in Gedanken zum Anfang der Dinge zurückgehen, dann sind wir in unseren Gedanken bei Gott und fähig, die Wahrheit zu erkennen. Plato sprach von einer Zeit, in der "Dunkelheit herrschte". Das Alte Testament erzählt uns über die Dunkelheit, die im Urzustand oder der "Arche" bestand, in der die Form durch Gott, dem großen Architekten, der seit Urbeginn das Universum erbaut, gegeben wurde.

Wenn wir über den Einen nachdenken, der seit dem Anfang die Dinge erschuf, dann kommen wir mit Ihm, Gott, in Berührung. Wir treten dann im ersten Satz jener fünf Verse, über die wir Meditieren, mit der "Arche" in Verbindung. In den wenigen Worten, die dann folgen, kommen wir zur zweiten Aussage: dem "Wort". Der Ausdruck "Wort" ist in unserer jetzigen Bibel fehlübersetzt, denn es bedeutet nicht nur "Wort", sondern ebenso Gedanke. Das griechische Wort "Logos" meint im Zusammenhang mit diesem Vers beides, das Wort und den logischen Gedanken, der dem Wort vorangeht, weil der logische Gedanke schon vor dem Wort bestehen muss. Bevor ein Wort ins Dasein treten könnte, müsste ein Denker existieren, weswegen Johannes die Wörter "in der Arche" und "Logos" benützte, die das ausdrücken, was wir zu verstehen suchen, nämlich dass am Anfang ein homogener Teil an Substanz bestand und diese homogene Substanz Gott war. Und Gott wurde das "Wort", der rhythmische Ton, welcher ins Universum hinaustritt und alle Dinge formt.

Weiters befindet sich im fünften Vers die Feststellung: "Und das Licht scheint ..." In erster Linie herrschte Finsternis. Keine Schwingung wurde in die Ursubstanz hineingesandt, und daher muss zwangsläufig Dunkelheit geherrscht haben. Aber das erste, was in die Existenz eintrat, war, wie gesagt, das Licht. Aus dem Blickwinkel einer höheren Ebene sind Licht und Ton Synonyme. Einige sensitive Menschen hören niemals einen Ton, ohne nicht auch gleichzeitig dabei einen Lichtstrahl wahrzunehmen. Auch sehen sie nie einen Lichtstrahl, ohne nicht auch zur selben Zeit einen Ton zu hören. Deshalb schrieb Johannes so mystisch, als er sagte: "Am Anfang" - in der ursprünglichen Substanz - "war Gott" und "Gott war das Wort", und in diesem "war Leben", und das Leben wurde "das Licht der Menschen".

Hier stehen wir der abstrakten Wahrheit in bezug auf die gesamte Problematik der Schöpfung so nahe, wie uns dies nur möglich ist. Innerhalb des menschlichen Körpers scheint dieses Licht bis zum heutigen Tag, das Licht, das in der Finsternis scheint, jenes Licht, das durch den Schleier der Isis verborgen ist. Alle um uns sind Geister, die in der Dunkelheit wohnen, bis sich durch das Fenster der Seele die Herrlichkeit des Universums enthüllt. Dann erkennen wir Gott als Licht, alles Gute als Licht und dem Gegenteil von Dunkelheit.

Wenn der Mystiker in das Licht der Morgendämmerung sieht, so erblickt er es als das tägliche Einströmen des ersten schöpferischen Fiat in seine Seele, als: "Es werde Licht." Und gleich dem täglichen Fortschreiten des Lichts und seinem allmählichen Verschwinden am westlichen Horiziont, sieht er mit der wunderbaren Kulisse des Sonnenuntergangs, fernab der Möglichkeit einer Beschreibung durch die menschliche Sprache, etwas, das nur durch die Seele gefühlt werden kann.

Wenn wir diese fünf Verse gleich einem Mystiker in uns Leben lassen, so werden auch wir das Licht und die Wahrheit auf eine Art und Weise erkennen, wie wir nichts anderes in der Welt kennen.

Irgendwann haben wir alle die verschiedenen Pfade des Lebens beschritten. Einmal wandelten wir im kriegerischen Strahl durchs Leben, ein andermal beschritten wir den Weg der Aktivität und der Leidenschaft ohne Rücksicht auf das Leiden anderer oder darauf, was sie durch andere an solchem erfuhren. In einem anderen Leben wiederum kamen wir unter dem leichteren Strahl der venushaften Farbe zurück und folgten dem Lebenspfad an der Seite der Liebe, ein andermal dem Weg des dunklen Blau oder des Saturnstrahls und nochmals später dem des helleren Blau oder Jupiterstrahls. So blicken wir alle vorwärts, der noch höheren Vollkommenheit entgegen, die von dem gelben Strahl des Uranus kommt, doch sind die meisten von uns gegenwärtig noch nicht fähig, ihn zu empfangen, weil sie noch mit dem niedrigeren Dunkelgelb des merkurischen Strahls zufrieden sind. Wir alle arbeiten uns nach und nach zum weißen Licht empor, das von der Sonne kommt und alle Farben in sich vereint. Nach diesem Licht müssen wir streben, weil das Licht aller anderen Strahlen von untergeordneter Natur ist und von der großen zentralen Quelle allen Seins herrührt.

Manche werden jedoch fragen: "Und was ist mit der Dunkelheit? Ist sie Böse?" Nein, in Gottes Universum gibt es nichts Böses. Während des Tages erkennen wir durch das Licht der Sonne die Herrlichkeiten dieser kleinen Erde, die sich im Raum bewegt. Hätten wir immer Licht, so würden wir vielleicht nichts von außerhalb unseres Planeten erfahren und darüber unwissend bleiben, dass es noch mehr als Sonne und Mond gibt. Wenn es aber Nacht wird, und die Herrlichkeiten des Tages verschwunden sind, wenn die Sonne nicht mehr länger den Himmel erhellt, dann können wir bis zu einem gewissen Grad die letztliche Unendlichkeit des Universums begreifen. Wir können dann Welten erkennen, die Millionen über Millionen von Kilometern von uns entfernt sind, wodurch der Geist zu einer ebenso wunderbaren Hingabe angespornt ist, als wenn wir bei der Wahrheit verweilen, dass GOTT ALLES IN ALLEM ist - M. Heindel.

Fortsetzung:

Wie werde ich ein Schüler der westlichen Weisheitslehren?



Kosmo Konzeption


Die kosmische Konzeption - eine Philosophie über das Warum im Leben - beantwortet und vermittelt uns in klaren und einfachen Worten das Basiswissen der Weisheitslehre der Rosenkreuzer und stellt für jeden Menschen, der auf der Suche nach seiner Lebensaufgabe ist, einen Goldschatz an Informationen dar. Sie ist ein umfassendes Nachschlagewerk für alle, die sich mit den grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens befassen - dazu zählen ganz persönliche als auch weltliche Fragen. (716 Seiten, gebunden)

Autor: Max Heindel
ISBN: 978-3-906414-00-3
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