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Ein urteilsfähiger Intellekt

Ein fühlendes Herz

Ein gesunder Körper

 

 
 

... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Betrachtung der Gedankenwelt


Wenden wir unsere Aufmerksamkeit den vier Reichen in ihrer Beziehung zur Gedankenwelt zu, so finden wir, dass Mineralien, Pflanzen und Tiere keinen TäŠger haben, um sich mit dieser Welt zu verbinden. Gleichwohl wissen wir, dass einige Tiere denken, doch das sind nur die höchsten Gattungen der Haustiere, die während Generationen mit dem Menschen in innigster Verbindung waren und dadurch eine Fähigkeit entwickelt haben, die anderen nicht so begünstigten Tieren fehlt. Das gleiche Prinzip finden wir auf dem Gebiet der Elektrizität. Ein stark geladener Draht ruft in einem benachbarten Draht einen schwächeren Strom durch "Induktion" hervor. Auch lösen Menschen mit starker Moral dasselbe Bestreben bei schwächeren Charakteren aus, die umgekehrt unter dem Einfluss einer bösartigen Umgebung zu Grunde gerichtet werden.

Alles, was wir tun, sagen oder sind, spiegelt sich in unserer Umgebung wider. Darum denken auch die höchstentwickelten Haustiere. Sie sind die höchsten ihrer Art, fast schon auf dem Stand, sich zu individualisieren, denn die Gedankenwellen des Menschen haben in ihnen eine ähnliche Tätigkeit von niedrigerer Art "induziert". Au?er den eben angeführten Ausnahmen ist dem Tierreich keine Denkfähigkeit zu eigen. Die Tiere sind nicht individualisiert. Das ist der große und bedeutende Unterschied zwischen der Menschheit und den anderen Reichen. Tiere, Pflanzen und Mineralien zerfallen in Arten. Sie sind nicht in demselben Sinn individualisiert, wie der Mensch es ist.

Wohl ist wahr, dass wir die Menschen in Rassen, Stämme und Nationen einteilen. Wir bemerken den Unterschied zwischen den jeweiligen regionalen Bewohnern, was jedoch nicht das Wesentliche ist.

Wollen wir das Charakteristische des Löwen, des Elefanten oder irgend einer niedrigen Tiergattung studieren, so genügt es, irgend ein Exemplar der betreffenden Art zu diesem Zweck herzunehmen. Wenn wir die Merkmale eines Tieres kennen, so kennen wir die seiner ganzen Art. Alle Glieder desselben Tierstammes sind gleich, und das ist das Wesentliche. Ein Löwe, sein Vater oder sein Sohn, alle sehen sie gleich aus, sie werden unter denselben Bedingungen gleich handeln. Alle haben dieselben Neigungen und Abneigungen, einer ist dem anderen gleich.

Anders ist es bei den Menschen. Wenn wir die Charakteristiken der Ureinwohner Afrikas kennenlernen wollen, so genügt es nicht, dass wir ein einzelnes Individuum betrachten. Hier wäre es notwendig, eine jede Individualität gründlich zu studieren, und selbst dann werden wir noch kein Wissen über sie als Ganzes erhalten, einfach deshalb, weil das Charakteristische eines Einzelindividuums sich nicht als Kollektiv auf eine Rasse anwenden läßt.

Wenn wir wünschen, den Charakter Abraham Lincolns kennenzulernen, so nützt es uns gar nichts, seinen Vater, seinen Großvater oder seinen Sohn zu studieren, denn sie sind grundverschieden voneinander. Jeder wird seine Eigentümlichkeiten haben, die sich von den individuellen Besonderheiten (idiosyncrasies) des Abraham Lincoln vollständig abheben.

Andererseits liefern wir eine Beschreibung von den Arten der Mineralien, Tiere und Pflanzen, wenn wir ein Exemplar irgend einer Gattung gründlich durchstudieren. Unter den menschlichen Wesen sind hingegen so viele Arten wie Individuen sind. Jedes Individuum ist eine "Art", ein Gesetz für sich, als Ganzes von jedem anderen Individuum getrennt und unterschieden, so sehr unterschieden, wie es eine Art des niederen Reiches von der anderen ist. Wir können die Biographie eines Menschen niederschreiben, aber ein Tier kann keine Biographie haben. Das kommt daher, weil jeder Mensch einen gesonderten ihm innewohnenden Geist besitzt, der die Gedanken und Handlungen jedes einzelnen Individuums diktiert. Jede Art der verschiedenen Tiere oder Pflanzen hat nur einen gemeinschaftlichen "Gruppengeist". Auf alle wirkt der Gruppengeist von außen ein. Der Tiger, der die Wildnis des indischen Dschungels durchstreift und jener Tiger, der im Käfig einer Menagerie eingesperrt lebt, sie beide sind Ausdrucksformen desselben Gruppengeistes. Er beeinflusst beide durch die Empfindungswelt, da die Entfernung in den höheren Welten fast gar keine Rolle spielt.

Die Gruppengeister der drei niederen Reiche haben in den höheren Reichen verschiedene Stellen zugewiesen erhalten. Wir werden bei der Erforschung des Bewusstseins in den verschiedenen Reichen näher darauf eingehen. Um die Stellung dieser Gruppengeister in den inneren Welten recht zu erkennen, muss unbedingt klar verstanden und festgehalten werden, was schon auseinandergesetzt wurde, nämlich, dass sich alle Körper der sichtbaren Welt aus Urtypen und Ideen der inneren Welten herauskristallisiert haben.

Man denke an die Beispiele vom Haus des Architekten und von der Maschine des Erfinders. So wie die Säfte aus dem weichen Körper der Schnecke sich zum harten Haus kristallisieren, das sie auf ihrem Rücken trägt, so haben auch auf ähnliche Weise die Geister in den höheren Welten die dichten, materiellen Körper der verschiedenen Naturreiche aus sich heraus kristallisiert.

Darum sind auch die sogenannten "höheren" Körper - obwohl sie so fein und wolkenartig bis hin zur Unsichtbarkeit sind - keineswegs "Ausstrahlungen" (emanations) aus dem dichten Körper, sondern der dichte Träger in allen Reichen entspricht dem Haus der Schnecke, die ihn aus sich herauskristallisiert hat. Die Schnecke selbst entspricht dem Geist, während die Säfte aus ihrem Körper mit ihren verschiedenen Stufen der Kristallisation, den Intellekt, den Empfindungsleib und den Lebensleib darstellen. Diese verschiedenen Träger sind Emanationen des Geistes aus sich selbst heraus, um durch sie Erfahrungen zu sammeln. Der Geist bewegt den Körper, wohin er will, so wie die Schnecke ihr Haus; es ist nicht der Körper, der die Bewegungen des Geistes beaufsichtigt. Je inniger der Geist mit seinem Träger in Verbindung treten kann, um so besser kann er seinen Träger lenken und sich durch ihn äußern und umgekehrt. Das ist der Schlüssel zu den einzelnen Bewusstseinszuständen in den verschiedenen Reichen. Eine Betrachtung der Diagramme 3 und Diagramm 4 soll die Träger jedes Reiches, die Art und Weise, wie sie zu den einzelnen Welten in Beziehung treten, veranschaulichen und die sich daraus ergebenden Bewusstseinszustände verdeutlichen.

Aus Diagramm 3 "Die Träger der vier Reiche" erfahren wir, dass das individuelle Ego innerhalb des Universalgeistes in der Region der abstrakten Gedanken endgültig abgesondert ist. Es zeigt, dass nur der Mensch die vollständige Kette von Trägern zur Verbindung mit allen Abteilungen der drei Welten besitzt.

Träger der vier Reiche (Diagramm 3)

Dem Tier fehlt ein Glied der Kette, der Intellekt; der Pflanze fehlen zwei Glieder, der Intellekt und Empfindungsleib; und dem Mineral fehlen drei Glieder, die es benötigen würde, um in der physischen Welt selbstbewusst wirken zu können, nämlich den Intellekt, den Empfindungsleib und den Lebensleib.

Der Grund der verschiedenen Mängel ist darin zu suchen, dass das Mineralreich der Ausdruck des letzten Stromes des sich entwickelnden Lebens ist. Das Pflanzenreich ist durch eine Lebenswoge beseelt, die sich bereits länger auf dem Entwicklungspfad befindet. Die Lebenswoge des Tierreiches hat eine noch längere Vergangenheit, während der Mensch, besser gesagt das Leben, das sich gegenwärtig in menschlicher Gestalt offenbart, die längste Reise unter allen vier Reichen hinter sich hat und darum auch führend ist. Mit der Zeit werden die drei Lebenswogen, die jetzt die niederen Reiche beleben, den menschlichen Zustand erreichen, und wir werden dann höhere Entwicklungsstadien hinter uns haben.

Um den Grad des Bewusstseins zu verstehen, der aus dem Besitz der jeweiligen Träger resultiert, die das sich entwikelnde Leben der vier Reiche benützt, wenden wir uns dem Diagramm 4 zu. Wir können hieraus ersehen, dass der Mensch, das Ego, der Denker, in die chemische Region der physischen Welt herabgestiegen ist. Hier hat er alle seine Träger in Reih und Glied geordnet und dadurch den Zustand wachen Bewusstseins erreicht; er lernt seine Träger beherrschen. Noch sind die Organe des Empfindungsleibes und des Intellekts nicht entwickelt; letzterer ist noch nicht einmal ein Körper. Jetzt ist er nur ein Kettenglied - eine Linse, die das Ego als Brennpunkt benützt. Er ist der letzte der erbauten Träger. Der Geist arbeitet nach und nach aus der feinen in die gröbere Substanz hinein; auch die Träger werden zuerst in feiner, dann in gröberer Substanz aufgebaut.

Bewußtseinszustände (Diagramm 4)

Zuerst wurde der dichte Körper aufgebaut; er ist nun in das vierte Stadium seiner Dichtigkeit getreten. Der Lebensleib ist im dritten, der Empfindungsleib im zweiten Stadium und daher noch wolkenähnlich und die Organisation des Intellekts ist noch weiter zurück. Da diese Träger bis jetzt noch keine Organe entwickelt haben, ist es klar, dass sie als Bewußtseinsträger allein nutzlos wären. Das Ego aber tritt in den dichten Körper ein und verbindet diese organlosen Träger mit den physischen Sinneszentren, um so den wachen Bewußtseinszustand in der physischen Welt zu erreichen.

Man merke sich, dass diese höheren Träger jetzt nur von Wert sind, weil sie mit dem wundervoll organisiertendichten Körper in Verbindung stehen. Dadurch wird er den Fehler jener vermeiden, die von den höheren Trägern kaum erfahren und sofort den physischen Körper verachten, ihn als "niedrig" und "gemein" bezeichnen, ihre Augen zum Himmel erheben und wünschen, dass es ihnen bald vergönnt sein möge, diesen irdischen Tonklumpen zu verlassen und in "höheren Trägern" herumzufliegen.

Die so denken, sind sich gewöhnlich nicht des Unterschieds zwischen "höher" und "vollkommen" bewusst. Gewiss ist der dichte Körper der niederste in dem Sinn, dass er der schwerfälligste ist und den Menschen an die Sinnenwelt mit allen ihren Beschränkungen bindet. Wie bereits festgestellt wurde, hat der dichte Körper eine sehr lange Entwicklungsperiode hinter sich. Er ist auf der vierten Stufe seiner Entwicklung und hat gegenwärtig einen hohen und bewundernswerten Grad der Ausbildung erreicht. Er wird mit der Zeit zur Vollkommenheit gelangen, ist aber jetzt schon der bestorganisierte unter den Trägern des Menschen.

Der Lebensleib ist im dritten Entwicklungsstadium und weniger gut organisiert als der dichte Körper. Der Empfindungsleib und der Intellekt sind bis jetzt nichts als Wolken, fast ohne jegliche Organisation. Bei den niedersten menschlichen Wesen sind sie nicht einmal ausgesprochen eiförmig; sie sind mehr oder minder unbestimmter Form.

Der dichte Körper ist ein wundervoll konstruiertes Instrument. Das sollte jeder erkennen, der behauptet, irgendetwas vom Bau des menschlichen Körpers zu wissen. Man betrachte zum Beispiel den Oberschenkelknochen. Dieser Knochen trägt das ganze Gewicht des Körpers. Nach außen besteht er aus einer dünnen Schicht fester Knochenmasse und wird nach innen durch Balken und Querbalken so bewunderungswürdig verstärkt, dass der geübteste Brückenbauer oder Konstruktionsingenieur niemals das Meistersück vollbrächte, einen Pfeiler von gleicher Stärke und so geringem Gewicht zu konstruieren. Die Knochen der Schädeldecke sind auf ähnliche Weise erbaut; immer wird mit der geringsten Menge an Material das höchste Maß an Stärke erreicht. Man betrachte die Weisheit, die sich im Aufbau des Herzens offenbart und frage sich, ob dieser herrliche Mechanismus Verachtung verdient. Der Weise ist für seinen dichten Körper dankbar und gibt sorgfältig auf ihn acht, denn er weiß, dass er das wertvollste unserer gegenwärtigen Instrumente ist.

Der Geist (spirit) der Tiere hat in seinem Abstieg nur die Empfindungswelt erreicht. Er hat sich noch nicht zu der Stufe entwickelt, auf der er in einen dichten Körper "eintreten" kann. Darum hat das Tier keinen persönlichen, innewohnenden Geist, sondern einen Gruppengeist, der es von außen lenkt. Das Tier hat einen dichten Körper, einen Lebens- und einen Empfindungsleib, aber der Geist, der es lenkt, ist außerhalb. Der Lebens- und der Empfindungsleib befinden sich nicht vollständig im dichten Körper, was besonders den Kopf betrifft. So ragt zum Beispiel der Ätherkopf eines Pferdes weit jenseits und über den dichten Kopf hinaus. In seltenen Fällen kommt es vor, dass der Ätherkopf des Pferdes sich in den dichten Körper hineinzieht. Dann kann das Pferd lesen und zählen lernen und an Beispielen der elementarsten Arithmetik arbeiten.

Dieser Eigentümlichkeit ist es auch zu verdanken, dass Pferde, Hunde, Katzen und andere Haustiere die Empfindungswelt mit den Sinnen erfassen, aber nicht immer den Unterschied zwischen ihr und der physischen Welt begreifen. Die Pferde können vor der Erscheinung eines dem Kutscher unsichtbaren Körpers scheuen. Katzen pflegen die Bewegung des Reibens an unsichtbaren Beinen zu vollziehen. Die Katze sieht den Geist (ghost) wohl, wird sich aber nicht bewusst, dass er keine zum Reiben geeigneten Beine besitzt. Der Hund, der weiser als Pferd oder Katze ist, nimmt oft mit den Sinnen wahr, dass die Erscheinung seines toten Herrn, dessen Hand er nicht lecken kann, etwas Unverständliches ist. Er pflegt dann jämmerlich zu heulen und sich, den Schwanz zwischen den Beinen, in einen Winkel zu verkriechen. Vielleicht illustriert das folgende Beispiel den Unterschied zwischen dem Menschen mit seinem innewohnenden Geist und dem Tier mit seinem Gruppengeist näher.

Stellen wir uns einen durch einen Vorhang geteilten Raum vor, dessen eine Seite Empfindungswelt und dessen andere Seite die physische Welt darstellt. Im Raum befinden sich zwei Menschen, auf jeder Seite einer, die sich weder sehen noch von einem Raum in den anderen gelangen können. Doch im Vorhang befinden sich zehn Löcher und der Mensch, der in jener Abteilung weilt, welche die Empfindungswelt darstellt, kann seine zehn Finger durch die zehn Löcher in die Abteilung der physischen Welt stecken. So repräsentiert er ausgezeichnet den in der Empfindungswelt wirkenden Gruppengeist.

Die Finger stellen die zu einer Art gehörigen Tiere dar. Er kann sie bewegen, so wie er will, aber er kann sie weder so frei noch so intelligent verwenden, wie der Mensch, der in der physischen Welt herumspaziert und seinen Körper frei benützen kann. Der andere sieht die durch den Vorhang gesteckten Finger, er sieht, dass alle sich bewegen, kann aber den Zusammenhang zwischen ihnen nicht erkennen. Ihm scheint, als ob alle voneinander getrennt und verschieden wären. Er kann nicht sehen, dass sie die Finger des Mannes hinter dem Vorhang sind und ihre Bewegungen durch seine Intelligenz geleitet werden.

Verletzt er einen Finger, so verletzt er nicht nur den Finger, sondern hauptsächlich den Mann hinter dem Vorhang. Wenn ein Tier verletzt wird, leidet es, aber nicht in dem Maß, wie der Gruppengeist. Der Finger hat kein eigenes Bewusstsein, er bewegt sich, wie es der Mensch (hinter dem Vorhang) befiehlt; und genauso bewegt sich auch das Tier, wie es der Gruppengeist befiehlt.

Wir hören von "tierischem" und "blindem" Instinkt. Es gibt nichts Unbestimmtes wie einen "blinden" Instinkt. Es ist nichts "blindes" an der Art, wie der Gruppengeist seine Glieder lenkt, es liegt darin viel Weisheit. Wenn der geübte Hellseher sich in der Empfindungswelt betätigt, kann er mit diesen Gruppengeistern der Tierarten verkehren und findet sie viel intelligenter, als es ein großer Prozentsatz der Menschen ist. Er kann sehen, mit welcher Einsicht sie die Tiere führen, die ihre physischen Körper sind.

Der Gruppengeist ist es, der in der abnehmenden Jahreszeit seine Vogelscharen sammelt und sie veranlasst, nach dem Süden zu ziehen, nicht zu früh und nicht zu spät, um dem Eishauch des Winters zu entfliehen. Er ist es, der ihre Wiederkehr im Frühling lenkt und sie in der richtigen Höhe fliegen lässt, die für eine jede der einzelnen Arten eine andere ist.

Der Gruppengeist des Bibers lehrt ihn seine Dämme durch den Strom genau im geeigneten Winkel zu ziehen. Er zieht die Schnelligkeit der Strömung in Betracht, beobachtet alle Umstände wie ein geübter Ingenieur und zeigt sich in jeder Einzelheit des Handwerks ebenso perfekt wie der geschulte, technisch gebildete Mensch.

Die Weisheit des Gruppengeistes ist es, welche die Biene ihre Zellen mit solch geometrischer Genauigkeit im Sechseck bauen lässt, welche die Schnecke lehrt, ihr Haus zu einer genauen, schönen Spirale zu konstruieren, und die Mollusken des Ozeans lehrt, ihre irisierenden Schalen so kunstvoll zu färben. Wohin man seinen Blick auch wendet - Weisheit über Weisheit, so großzügig, dass der wirklich ernsthafte Beobachter mit Verwunderung und Ehrfurcht erfüllt ist.

Dieser Punkt ruft die Frage hervor, woher es kommen mag, dass der Mensch nicht um so viel mehr Weisheit entfaltet; dass man ihn lehren muss, Dämme zu errichten und geome- trische Konstruktionen zu machen, wenn schon der Gruppengeist im Verhältnis zur kurzen Entwicklungszeit des Tierreiches so weise ist, das alles ohne Belehrung zu bauen.

Die Antwort auf diese Frage ergibt sich aus dem Niedersteigen des Universalgeistes in immer dichtere Materie. In den höheren Welten sind seine Träger feiner und nicht so zahlreich; er steht in enger Verbindung mit der kosmischen Weisheit, die in einer, in der dichten physischen Welt, unfaßbaren Weise ausstrahlt. Aber je tiefer der Geist in die dichteren Welten herabsteigt, um so mehr wird das Licht der Weisheit zeitweilig getrübt, bis es endlich in der dichtesten unter allen Welten fast ganz verdunkelt ist.

Ein Beispiel soll das erklären. Die Hand ist der wertvollste Diener des Menschen. Ihre Bauart befähigt sie, seinen leisesten Anordnungen zu gehorchen. Bei einigen Berufen, z.B. bei Bankangestellten, wird der zarte Tastsinn der Hand so ausgebildet, dass er imstande ist, eine nachgemachte Münze von einer echten so zu unterscheiden, dass man beinahe meinen könnte, die Hand sei von persönlicher Intelligenz durchdrungen.

Die Höchstleistung erreicht sie wahrscheinlich beim Musizieren. Sie ist fähig, die schönsten und seelenbewegendsten Melodien hervorzurufen. Die feine, schmeichelnde Berührung der Hand entlockt dem Instrument die zartesten Klänge der Seelensprache. Sie erzählen von Schmerz und Freude, von Hoffnung und Furcht, und vom Sehnen der Seele in einer Weise, wie eben nur die Musik es hervorzaubern kann. Sie ist die Sprache der himmlischen Welt, der wahren Heimat des Geistes und kommt zu dem gätlichen Funken - der im Fleisch des dichten Körpers schlummert - wie eine Botschaft aus seinem Heimatland.

Musik spricht zu allen, unabhängig von Rasse, Glaubensbekenntnis und weltlichen Ehren und Würden. Je höher und geistiger das Individuum ist, um so freier spricht sie, so dass selbst "ein versteinertes Herz" von ihr nicht unberührt bleibt.

Stellen wir uns einen Violinvirtuosen vor, der Handschuhe anzieht und versucht, auf seiner Geige zu spielen. Sofort empfindet man, dass die zarte Berührung nicht mehr so fein ist; die Seele ist aus der Musik entflohen. Zieht er nun ein zweites schwereres Paar Handschuhe über das erste, so wird die Hand derart behindert, dass er gelegentlich statt der Harmonie einen Mißklang hervorrufen wird. Wenn er schließlich über die zwei hinderlichen Paar Handschuhe noch schwerere Fäustlinge zöge, so wäre er zeitweise ganz unfähig zu spielen, und einer, der ihn vorher nicht gehört hätte, würde natürlich denken, dass er überhaupt nicht spielen könne, besonders dann, wenn er von der Behinderung der Hände nichts wüsste.

So ergeht es auch dem Geist (spirit). Für ihn ist jeder Schritt abwärts, jedes Niedersteigen in gröbere Materie das, was für den Musiker das Anlegen der Fäustlinge bewirkt. Jeder Schritt nach unten vermindert seine Ausdrucksfähigkeit, bis er sich der Beschränkung angepasst hat, so wie sich das Auge erst anpassen muss, wenn wir an einem hellen Sommertag in ein Haus eintreten.

In den Strahlen der Sommersonne zieht sich die Pupille bis zu ihren Grenzen zusammen und beim Eintritt in das Haus scheint alles dunkel; aber wenn sich die Pupille ausdehnt und das Licht einlässt, kann der Mensch im dämmrigen Licht des Hauses ebenso gut sehen wie im hellen Sonnenschein.

Der Zweck der Entwicklung des Menschen in dieser Welt ist, dass er in ihr seinen Brennpunkt findet. Gegenwärtig scheint das Licht der Weisheit in der physischen Welt noch verdunkelt. Wenn wir aber mit der Zeit "das Licht gefunden" haben, dann wird des Menschen Weisheit aus seinen Handlungen strahlen und die Weisheit der Gruppengeister der Tiere bei weitem übertreffen.

Außerdem muss ein Unterschied zwischen dem Gruppengeist und den jungfräulichen Geistern jener Lebenswoge gemacht werden, die sich jetzt in der Tierwelt ausdrück. Der Gruppengeist gehört einer anderen Entwicklungsreihe an und ist der Wächter des Tiergeistes.

Der dichte Körper, in dem wir handeln, besteht aus zahllosen Zellen, von denen jede ihr eigenes Zellbewusstsein, wenngleich auch eines sehr untergeordneten Grades, besitzt. Solange diese Zellen einen Teil unseres Körpers bilden, werden sie durch unser Bewusstsein unterworfen und beherrscht. Der tierische Gruppengeist wirkt in einem "geistigen Körper", der sein niederster Träger ist. Dieser Träger besteht aus einer veränderlichen Zahl von jungfräulichen Geistern, die für die bestehende Zeit vom Bewusstsein des Gruppengeistes durchsetzt sind. Er lenkt die Träger, die von diesen jungfräulichen Geistern unter seiner Aufsicht erbaut wurden; er sorgt für sie und hilft ihnen, ihre Träger weiterzuentwickeln.

Analog der Entwicklung seiner Mündel, entwickelt sich auch der Gruppengeist und macht somit eine Reihe von Metamorphosen durch. Dies geschieht in ähnlicher Weise, wie auch wir wachsen und uns durch die Aufnahme von Zellen aus unserer Nahrung an Erfahrungen bereichern, wobei gleichzeitig auch ihr Zellbewusstsein durch das zeitweilige Ausstatten mit unserem Bewusstsein angehoben wird.

Während also ein gesondertes, selbstbewusstes Ego in jedem menschlichen Körper wohnt und die Handlungen seines ihm eigenen Trägers beherrscht, ist der Geist im einzelnen Tier noch nicht individualisiert und selbstbewusst, sondern bildet einen Teil des Trägers einer selbstbewussten Wesenheit, die einer anderen Entwicklungsreihe - jener der Gruppengeister - angehört.

Dieser Gruppengeist beherrscht die Handlungen der Tiere in Harmonie mit dem kosmischen Gesetz so lange, bis die jungfräulichen Geister unter seiner Aufsicht Selbstbewusstsein erlangen und menschlich werden. Dann werden sie nach und nach Zeichen eigenen Willens offenbaren und vom Gruppengeist mehr und mehr Freiheit erlangen, aber auch für ihre eigenen Handlungen verantwortlich werden. Der Gruppengeist wird sie aber noch als Rasse, Stamm, Gemeinwesen oder Familie, in immer abnehmendem Maß beeinflussen, bis jedes Einzelwesen fähig sein wird, in Übereinstimmung mit dem Weltgesetz zu handeln. Und nicht früher wird das Ego ganz frei sein. Der Gruppengeist, von dem es unabhängig wird, geht dann zu einer höheren Phase der Entwicklung über.

Die Stellung, welche der Gruppengeist in der Empfindungswelt einnimmt, gibt dem Tier ein vom menschlichen verschiedenes Bewusstsein; das des Menschen ist klar und endgültig wach. Der Mensch sieht die Dinge außerhalb seiner selbst in scharfen, bestimmten Umrissen. Dank dem spiralförmigen Weg der Entwicklung sehen die höheren Haustiere - besonders die Pferde, Hunde, Katzen und Elefanten - die Gegenstände beinahe genau so, nur nicht in so scharfen Umrissen. Alle anderen Tiere haben ein innerliches "Bildbewusstsein", ähnlich dem Traumzustand des Menschen. Wenn ein solches Tier einem Gegenstand gegenübergestellt wird, nimmt es sogleich innerlich ein Bild wahr, das von einem starken Eindruck, entweder feindselig oder wohlwollend, begleitet wird. Wird ein Furchtgefühl wachgerufen, so ist es von einer Eingebung des Gruppengeistes begleitet, wie der Gefahr zu entrinnen ist. Dieser passive Zustand des Bewusstseins macht es dem Gruppengeist leicht, die dichten Körper seiner Schutzbefohlenen durch Suggestion zu leiten, da Tiere willenlos sind.

Den Menschen von außen zu leiten ist nicht so leicht, sei es nun mit oder ohne seine Einwilligung. Mit fortschreitender Evolution entwickelt sich auch der Wille des Menschen, so dass er äußeren Suggestionen nicht mehr zugänglich ist; er handelt dann nach seinem Ermessen, ohne Rücksicht auf die Eingebungen von anderen. Das ist der Hauptunterschied zwischen dem Menschen und anderen Naturreichen. Letztere handeln nach den Gesetzen und Anordnungen des Gruppengeistes (die wir Instinkt nennen), während der Mensch nach und nach sein eigenes Gesetz wird.

Wir fragen das Mineral nicht, ob es kristallisieren will oder nicht, noch die Blume, ob sie blühen will oder nicht, noch den Löwen, ob er zu rauben aufhören will oder nicht. Sie alle stehen im kleinsten wie im größten unter der vollkommenen Herrschaft des Gruppengeistes, sie sind ohne eigenen freien Willen und ohne eigenen Antrieb, welche der Mensch beide in mehr oder minder großem Maß besitzt.

Alle Tiere einer Art sehen beinahe gleich aus, denn sie sind Emanationen desselben Gruppengeistes, während unter den ungefähr die Milliarden menschlicher Wesen, welche die Erde bevölkern, nicht zwei ganz gleich aussehen; nicht einmal Zwillinge, wenn sie sich entwickeln, denn das Merkmal, das jedem durch sein gesondertes, innewohnendes Ego aufgedrückt wird, erzeugt im Aussehen und Charakter Unterschiede.

Alle Ochsen fressen Gras und alle Löwen Fleisch, wogegen "des einen Menschen Nahrung, des anderen Menschen Gift ist"; dies ist ein weiteres Beispiel für den allumfassenden Einfluss des Gruppengeistes im Gegensatz zum menschlichen Ego, das für jeden eine andere Zusammenstellung der Nahrung verlangt. Ärzte bemerken mit Verblüffung die gleiche Eigentümlichkeit bei der Verordnung von Medikamenten. Dieselbe Medizin wirkt auf verschiedene Individuen verschieden, während sie auf zwei Tiere einer Gattung gleich wirkt, eine Folge dessen, dass alle Tiere den Anordnungen des Gruppengeistes und dem Weltgesetz folgen und sich unter denselben Umständen gleich verhalten.

Nur der Mensch kann seinen eigenen Begierden innerhalb bestimmter Grenzen einigermaßen folgen. Es ist sicher, dass er viele und schwere Fehler begehen muss, und es wäre für manchen anscheinend besser, würde er in die richtige Bahn hineingezwungen. Unter solchen Umständen jedoch würde er niemals lernen, das Rechte zu tun.

Die Lehre der Unterscheidung zwischen Gut und Böse kann er nicht erfassen, ehe er nicht frei seinem eigenen Weg folgen darf und dabei lernt, das Böse als "den Urquell aller Schmerzen" zu meiden.

Wenn er das Gute nur täte, weil er keine Wahl hat, anders zu handeln, so wäre er ein Automat und nicht ein sich entwickelnder Gott. Wie der Baumeister durch begangene Irrtümer lernt und sie bei künftigen Bauten meidet, so kommt der Mensch durch seine Fehler und dem durch sie verursachten Schmerz zu höherer Weisheit (da selbstbewusst) als das Tier, das weise handelt, weil es vom Gruppengeist dazu veranlasst wird. Im Lauf der Zeit wird das Tier menschlich werden. Es wird Freiheit des Willens haben. Es wird Fehler machen und gleich uns, durch sie lernen.

Diagramm 4 zeigt uns, dass der Gruppengeist des Pflanzenreiches seinen niedersten Träger in der Region der konkreten Gedanken hat; er ist um zwei Stufen von seinem dichten Träger entfernt. Daher besitzen die Pflanzen ein Bewusstsein, das dem traumlosen Schlaf gleicht.

Der Gruppengeist des Mineralreiches hat seinen niedersten Träger in der Region der abstrakten Gedanken, ist also durch drei Stufen von seinem dichten Körper getrennt. Das Mineral ist somit in einem Zustand tiefer Unbewusstheit, der jenem der Trance gleicht.

Wir haben jetzt gezeigt, dass der Mensch ein individueller, innewohnender Geist ist, ein Ego, abgesondert von allen anderen Wesenheiten. Er lenkt seine Träger und wirkt von innen heraus. Pflanzen und Tiere werden durch einen Gruppengeist - der die Leitung einer Anzahl Tiere und Pflanzen in der physischen Welt unter sich hat - von außen geleitet. Sie unterscheiden sich nur in ihrer äußeren Erscheinung.

Die Beziehungen der Pflanzen, Tiere und Menschen zu den Lebensströmen in der Erdatmospäre werden symbolisch durch das Kreuz dargestellt. Das Mineralreich wird nicht dargestellt, denn wie wir gesehen haben, hat es keinen individuellen Lebensleib und kann daher nicht der Träger von Strömen sein, die höheren Welten angehören. Plato, der ein Eingeweihter war, äußerte oft okkulte Wahrheiten indem er unter anderem sagte: "Die Weltseele ist gekreuzigt."

Der untere senkrechte Teil des Kreuzes stellt die Pflanze mit ihren Wurzeln im chemisch-mineralischen Boden dar. Die Gruppengeister der Pflanzen leben im Erdinnern. Sie befinden sich (wie man sich erinnern wird) in der Region der konkreten Gedanken, welche die Erde durchdringt, wie dies auch alle anderen Welten tun. Von diesen Gruppengeistern fließen Ströme nach allen Punkten der Erdoberfläche und dringen der Länge nach durch die Pflanzen oder BŠume nach außen.

Der Mensch wird durch das obere Glied dargestellt. Er ist die umgekehrte Pflanze. Die Pflanze nimmt ihre Nahrung durch die Wurzeln auf. Der Mensch nimmt seine Nahrung mit dem Kopf auf. Die Pflanze streckt ihre Zeugungsorgane der Sonne entgegen; der Mensch, die umgewandte Pflanze, richtet die seinigen gegen den Erdmittelpunkt. Die Pflanze wird durch die geistigen Ströme des Gruppengeistes im Erdinnern erhalten, die durch die Wurzeln in sie eindringen. Später werden wir sehen, dass der höchste geistige Einfluß von der Sonne ausströmt, die ihre Strahlen durch den Menschen, die umgewandte Pflanze, vom Kopf abwärts sendet.

Die Pflanze atmet das giftige Kohlendioxyd ein, das der Mensch ausatmet und atmet den lebenspendenden Sauerstoff aus, der von ihm eingeatmet wird.

Das Tier, dargestellt durch den horizontalen Arm des Kreuzes, steht zwischen Mensch und Pflanze. Sein Rückgrat verläuft in horizontaler Richtung und die Ströme des tierischen Gruppengeistes, welche die Erde umlaufen, durchziehen es.

Kein Tier kann man dauernd aufrecht erhalten, denn in diesem Fall könnten die Ströme des Gruppengeistes es nicht lenken, und wenn es nicht hinlänglich individualisiert ist, um die geistigen Ströme zu ertragen, die in das aufrechte menschliche Rückgrat eintreten, so müsste es sterben. Wenn ein Körper einem persönlichen Ego zum Ausdruck dienen soll, muss er drei Eigenschaften haben: einen aufrechten Gang, um die oben erwähnten Ströme aufnehmen zu können, einen aufrechten Kehlkopf, denn nur dieser ist der Sprache fähig (Papageien und Stare sind ein Schulbeispiel dieser Wirkung des aufrechten Kehlkopfes), und schließlich muss er dank der Sonnenströme warmes Blut besitzen. Das letztere ist für das Ego von äußerster Wichtigkeit, wie später logisch erklärt und durch Beispiele bewiesen werden wird. Diese Erfordernisse werden hier nur als Schlußworte über die Stellung der vier Reiche zueinander und zu den Welten erwähnt.

Fortsetzung:

Lebenstätigkeiten, Gedächtnis und Seelenwachstum



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