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Ein urteilsfähiger Intellekt

Ein fühlendes Herz

Ein gesunder Körper

 

 
 

... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Der dritte Himmel


Wenn nun das Ego alle Früchte seines letzten Lebens aufgenommen hat und die Gestalt der Erde so verändert wurde, um ihm die nötige Umgebung für einen weiteren Schritt hin zur Vervollkommnung zu liefern; wenn weiters durch die Arbeit an den Körpern anderer gelernt wurde, sich selbst einen geeigneten Körper zu erbauen, durch den es möglich ist, sich in der physischen Welt zu auszudrücken; und endlich das Ego den Intellekt in der Essenz aufgelöst hat, welche an dem dreifachen Geist baut, dann steigt der unbekleidete, individuelle Geist in die höhere Region der Gedankenwelt, in den dritten Himmel, auf. Hier wird er durch die unaussprechliche Harmonie dieser höheren Welt zu seinem neuen Untertauchen in die Materie gestärkt.

Nach einiger Zeit kommt das Verlangen nach neuen Erfahrungen und die Erwägung einer neuen Geburt. Diese lässt eine Serie von Bildern vor dem Geist entstehen: ein Panorama des neuen Lebens, das seiner wartet. Aber man beachte wohl - das Panorama enthält nur die Hauptereignisse. Was die Einzelheiten anbelangt, hat der Geist freien Willen. Es ist so, als wenn ein Mensch, der in eine fremde Stadt reisen soll, einen nur für bestimmte Zeit gültigen Fahrschein mit freier Wahl des Reiseweges hätte. Nachdem er gewählt und die Reise begonnen hat, ist es noch nicht bestimmt, ob er nicht während der Reise seinen Reiseweg verändern wird. Er kann sich innerhalb der zulässigen Zeit an so vielen Orten aufhalten, wie er will; er kann aber nicht zurück. So wird er mit fortschreitender Entfernung vom Ausgangsort durch seine vorausgegangene Wahl mehr und mehr beschränkt. Hat er eine Dampfbahn gewählt, die mit Kohlenstaub angeheizt wird, so kann er erwarten, beschmutzt und verrußt zu werden. Hätte er eine Eisenbahn gewählt, die mit Elektrizität betrieben wird, so wäre er reiner geblieben. Ebenso ist es im neuen Leben. Es kann ihm ein hartes Leben bestimmt sein; er hat aber freie Wahl, es reinlich oder in Schmutz watend zu durchleben. Auch andere Umstände des Lebens unterliegen der Bestimmung des Menschen, soweit sie innerhalb der Grenzen seiner vergangenen Entschlüsse und Taten stehen.

Die Bilder im Panorama des zu erwartenden Lebens beginnen bei der Wiege und enden am Grab. Sie rollen in der entgegengesetzten Reihenfolge ab, wie das im Panorama nach dem Tod geschieht, welches vor dem Auge des Geistes unmittelbar nach seiner Befreiung vom dichten Körper vorüberzieht. Der Grund für diesen fundamentalen Unterschied der beiden Panoramen ist, dass das vorgeburtliche Panorama den Zweck hat, dem sich wiederverkörpernden Ego zu zeigen, wie bestimmte Ursachen oder Taten immer gewisse "Wirkungen" erzeugen.

Beim Panorama nach dem Tod liegt der Fall umgekehrt. Es hat den Zweck zu zeigen, dass jedes Ereignis im verflossenen Leben die Wirkung einer weiter zurückliegenden Ursache war. Die Natur oder Gott tut nichts ohne logische Gründe, und je weiter wir suchen, um so offenbarer wird es sein, dass die Natur eine weise Mutter ist, die immer die besten Mittel anwendet, um zum Ziel zu gelangen.

Man könnte vielleicht fragen:
  • Warum müssen wir wiedergeboren werden?
  • Warum müssen wir in dieses begrenzte und elende Erdendasein zurückkehren?
  • Warum können wir nicht in jenen höheren Reichen Erfahrungen sammeln, ohne zur Erde kommen zu müssen?
Wir sind dieses traurigen, öden Erdenlebens müde!

Solche Fragen beruhen auf verschiedenen Missverständnissen. Vor allem müssen wir uns darüber klar werden und es tief in die Tafeln unseres Gedächtnisses einprägen, dass der Zweck des Lebens nicht Glück, sondern Erfahrung ist. Kummer und Schmerz sind unsere wohlwollendsten Lehrer, während die Freuden des Lebens nur flüchtig sind.

Dies scheint eine düstere, strenge Lehre zu sein und das menschliche Herz schreit schon bei dem Gedanken leidenschaftlich auf, dass sie wahrscheinlich wahr ist. Dennoch ist es so, und wir werden bei näherer Prüfung finden, dass sie gar nicht eine so strenge Lehre ist.

Betrachten wir die Segnungen des Schmerzes. Würden wir unsere Hand auf einen heißen Ofen legen, ohne Schmerz zu empfinden, so ließen wir sie wahrscheinlich so lange liegen, bis sie - und vielleicht sogar auch der Arm - verbrannt sind, ohne dass wir etwas davon wüssten, bis es zu spät ist, um sie zu retten. Der Schmerz, der aus der Berührung der Hand mit dem heißen Ofen hervorgeht, lässt uns die Hand zurückreißen, ehe ernstlicher Schaden erfolgt. Statt die Hand zu verlieren, kommen wir mit einer Blase davon, die schnell heilt. Das ist ein Beispiel aus der physischen Welt.

Wir finden, dass dasselbe Prinzip auch in den moralischen und geistigen Welten seine Anwendung findet. Wenn wir der Moral Gewalt antun, dann werden uns Gewissensqualen Leiden bringen, die uns davon abhalten, die Tat zu wiederholen, und wenn wir die erste Lehre nicht beachten, wird uns die Natur immer härtere und härtere Erfahrungen schicken, bis schließlich unserem Gewissen die Tatsache aufgezwungen ist, dass "der Weg des Übertreters schwer" ist. Dies wird solange anhalten, bis wir endlich gezwungen sind, uns einer anderen Richtung zuzuwenden und einen Schritt vorwärts zu einem besseren Leben zu tun.

Erfahrung ist "Kenntnis der Wirkungen, die den Taten folgen". Das ist - zusammen mit der Entwicklung des Willens - der Zweck des Lebens. Der "Wille" ist die Kraft, durch die wir die Resultate der Erfahrung anwenden. Wir müssen Erfahrungen gewinnen. Doch wir haben die Wahl, ob wir sie auf dem harten Weg der persönlichen Erfahrung oder durch die Beobachtung der Handlungen anderer, durch deren vernünftige Betrachtung und Überlegung, sowie im Lichte der Erfahrungen gewinnen wollen, die wir bereits gemacht haben.

Das ist die Methode, nach welcher der okkulte Schüler lernen sollte, anstatt nach den Schlägen von Unglück und Schmerz zu verlangen. Je williger wir sind, auf diese Weise zu lernen, um so weniger werden wir die stechenden Dornen des "Pfades der Leiden" fühlen und um so schneller werden wir auf "den Pfad des Friedens" gelangen.

Die Wahl ist unser. Solange wir jedoch noch nicht alles gelernt haben, was wir in dieser Welt lernen können, müssen wir hierher zurückkommen. Wir können nicht in den höheren Welten bleiben und dort lernen, ehe wir nicht zuvor die Lehren des Erdenlebens bemeistern. Das wäre geradeso unvernünftig, wie wenn wir heute ein Kind in den Kindergarten und morgen an die Hochschule schicken wollten. Das Kind muss Tag für Tag in den Kindergarten zurückkehren und Jahre in der Grundschule und der Oberschule verbringen, ehe seine Fähigkeiten zum Hochschulstudium genügend weit entwickelt sind.

Auch der Mensch geht in die Schule, in die Schule der Erfahrung. Er muss oftmals wiederkommen, ehe er hoffen kann, alles Wissen der Sinnenwelt zu beherrschen. Kein Leben - und sei es noch so reich an Erfahrungen - kann alle Erkenntnisse umfassen, und so gebietet die Natur, dass er nach Pausen der Ruhe zur Erde wiederkehren und seine Arbeit an dem Punkt aufnehmen muss, an dem er sie fallen ließ, so wie das Kind seine Arbeit in der Schule am nächsten Tag wieder aufnimmt, nachdem es die dazwischenliegende Nacht durchschlafen hat.

Gegen diese Theorie ist auch das kein Argument, dass der Mensch keine Erinnerung an seine vergangenen Leben hat. Wir können nicht einmal alle Ereignisse unseres gegenwärtigen Lebens zurückrufen. Wir erinnern uns nicht an die Bemühungen, die uns das Schreibenlernen kosteten, aber wir haben die Vertrautheit mit dieser Kunst erworben, ein Beweis, dass wir gelernt haben. Alle Fähigkeiten, die wir besitzen, sind ein Beweis dafür, dass wir sie irgendwann und irgendwo erworben haben. Manche Menschen erinnern sich ihrer vergangenen Leben, wie am Schluss des nächsten Kapitels gezeigt werden wird, und das ist nur ein Beispiel von vielen.

Wenn es keine Wiederkehr zur Erde gäbe, was wäre dann wohl der Zweck des Lebens? Warum sich um irgend etwas bemühen? Inwiefern wäre ein glückliches Leben im ewigen Himmel die Belohnung für ein gutes Leben hier? Welche Vorteile könnte man in einem Himmel, wo jedermann sowieso schon glücklich ist, von einem guten Leben haben? Sicher ist an einem Ort, wo jedermann glücklich und zufrieden ist, kein Platz für Mitgefühl, Selbstaufopferung oder weisen Rat. Keiner würde sie dort brauchen. Aber auf der Erde gibt es viele, die danach ürsten, und solche menschenfreundlichen und altruistischen Eigenschaften sind für die sich abmühende Menschheit von grösstem Nutzen.

Darum bringt das große Gesetz, das im Dienst des Guten arbeitet, den Menschen wieder zurück, um zum Segen für sich und andere zu arbeiten, ausgestattet mit seinen erworbenen Schätzen, mit Schätzen, die im Himmel brach lägen, weil keiner sie benötigt.

Fortsetzung:

Vorbereitung zur Wiedergeburt



Kosmo Konzeption


Die kosmische Konzeption - eine Philosophie über das Warum im Leben - beantwortet und vermittelt uns in klaren und einfachen Worten das Basiswissen der Weisheitslehre der Rosenkreuzer und stellt für jeden Menschen, der auf der Suche nach seiner Lebensaufgabe ist, einen Goldschatz an Informationen dar. Sie ist ein umfassendes Nachschlagewerk für alle, die sich mit den grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens befassen - dazu zählen ganz persönliche als auch weltliche Fragen. (716 Seiten, gebunden)

Autor: Max Heindel
ISBN: 978-3-906414-00-3
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