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Ein urteilsfähiger Intellekt

Ein fühlendes Herz

Ein gesunder Körper

 

 
 

... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Wiedergeburt und das Gesetz der Ursache und Wirkung


Um das Rätsel des Lebens und des Todes zu lösen, sind nur drei beachtenswerte Theorien aufgestellt worden.

Im vorhergehenden Kapitel ist eine dieser drei Theorien, die der Wiederverkörperung und des sie begleitenden Gesetzes von Ursache und Wirkung in gewissem Maß erörtert worden. Es scheint angebracht, die Theorie der Wiederverkörperung mit den beiden anderen Theorien zu vergleichen und dabei einen Blick auf ihre relative Begründung in der Natur zu werfen.

Für den Okkultisten kann hier kein Zweifel bestehen. Er sagt nicht dass er an die Theorie "glaubt", ebenso wie wir nicht sagen, dass wir an das Blühen der Rose oder an das Fließen des Baches "glauben", an Erscheinungen, die sich ständig vor unseren Augen zutragen. Wir sagen von diesen Dingen nicht dass wir "glauben", sondern wir "wissen", weil wir sehen.

So kann der okkulte Wissenschaftler auch dann "ich weiß" sagen, wenn es sich um die Wiederverkörperung, um das Gesetz von Ursache und Wirkung und deren Begleiterscheinungen handelt. Er sieht das Ego und kann seinen Pfad vom Augenblick seines Austritts aus dem dichten Körper durch den Tod bis zum Augenblick seines Wiedererscheinens auf der Erde durch eine neue Geburt verfolgen. Darum braucht er nicht zu glauben. Aber zur Befriedigung der anderen mag es immerhin angebracht sein, diese drei Theorien von Tod und Leben zu überprüfen, um zu einem verstandesgemäßen Schluss zu kommen.

Jedes große Naturgesetz muss unbedingt in Harmonie mit allen anderen Naturgesetzen stehen. Darum kann es für den Fragenden von großem Nutzen sein, diese Theorien auf ihr Verhältnis zu den allgemein anerkannten und "bekannten Naturgesetzen" hin zu prüfen, die man in dem uns vertrauteren Teil des Universums beobachtet. Zu diesem Endzweck wollen wir zuerst die drei Theorien aufstellen.

Jedes große Naturgesetz muss unbedingt in Harmonie mit allen anderen Naturgesetzen stehen. Darum kann es für den Fragenden von großem Nutzen sein, diese Theorien auf ihr Verhältnis zu den allgemein anerkannten und "bekannten Naturgesetzen" hin zu prüfen, die man in dem uns vertrauteren Teil des Universums beobachtet. Zu diesem Endzweck wollen wir zuerst die drei Theorien aufstellen.

  1. Der Materialismus behauptet, dass das Leben eine Reise vom Mutterschoß bis zum Grab sei, dass der Intellekt das Resultat gewisser wechselseitiger Beziehungen innerhalb der Materie sei, dass der Mensch die höchste Intelligenz im Weltganzen darstelle, und dass diese Intelligenz zugrunde gehe, sobald sich der Körper im Tod auflöse.

  2. Die Theorie der Theologen behauptet, dass bei jeder Geburt eine neugeschaffene Seele frisch aus der Hand Gottes in die Arena des Lebens trete und aus einem unsichtbaren Zustand durch das Tor der Geburt in eine sichtbare Existenz gelange; dass sie am Ende einer kurzen Zeitspanne - die sie in der materiellen Welt verbringe - durch das Tor des Todes in das unsichtbare Jenseits hinübergehe,von wo sie niemals wiederkehre; dass ihr Glück oder Elend dort für alle Ewigkeit durch ihre Taten während des winzigen Zeitraumes zwischen Geburt und Tod bestimmt werde.

  3. Die Theorie der Wiedergeburt lehrt, dass jede Seele ein integrierter Bestandteil der Gottheit sei, der alle göttlichen Eigenschaften entfalte, so wie sich aus dem Samen die Pflanze entwickle. Sie lehrt, dass durch wiederholte Leben in immer besseren Erdenkörpern die latenten Möglichkeiten sich langsam zu treibenden Kräften entwickeln würden, dass bei diesem Vorgang niemand verloren gehe, und dass alle Menschen am Ende das Ziel der Vollkommenheit und die Wiedervereinigung mit Gott erreichen.

Die erste dieser drei Theorien ist monistisch. Sie sucht alle Tatsachen des Daseins als Vorgänge innerhalb der Materie zu erklären. Die anderen zwei Theorien stimmen darin Überein, dass sie dualistisch sind, das heißt, sie schreiben einen Teil der Existenz-Phasen und Existenz-Tatsachen einem überphysischen, unsichtbaren Zustand zu, gehen aber in anderen Punkten weit auseinander.

Vergleichen wir die materialistische Theorie mit den bekannten Gesetzen des Universums, so finden wir, dass die Fortdauer der Kraft ebenso besteht wie die Fortdauer der Materie, sie beide bedürfen keiner Erläuterung. Wir wissen auch, dass in der physischen Welt Kraft und Stoff untrennbar sind. Das widerspricht aber der materialistischen Theorie, die behauptet, dass der Intellekt beim Tod zugrunde geht.

Wenn nichts zerstört werden kann, so muss auch der Intellekt inbegriffen sein. Mehr noch; wir wissen, dass der Intellekt dem Stoff überlegen ist, denn er formt das Antlitz, so dass es ein Abbild oder Spiegelbild des Intellekts wird. Wir haben entdeckt, dass die Teilchen unseres Körpers fortwährend wechseln; dass mindestens einmal in sieben Jahren jedes Atom der Materie, welche diesen zusammensetzt, sich verändert. Wenn die materialistische Theorie wahr wäre, so müsste auch das Bewusstsein eine vollständige Veränderung durchlaufen, und es dürfte keine Erinnerung irgendeines Ereignisses zurückbleiben, so dass man sich zu keiner Zeit an irgend etwas länger als sieben Jahre erinnern könnte. Wir wissen, dass dies nicht so ist.

Wir erinnern uns an die Ereignisse aus unserer Kindheit. Viele ganz unbedeutende Vorfälle, die dem gewöhnlichen Bewusstsein längst entschwunden waren, tauchen Ertrinkenden in dem flüchtigen Überblick ihres Lebens deutlich auf, wovon sie nach ihrer Wiederbelebung berichten. Ähnliche Erfahrungen sind auch im Trancezustand ganz allgemein.

Darum können wir uns von der materialistischen Theorie - als vollkommen ungeeignet, das Mysterium des Lebens und des Todes zu lösen - getrost abwenden und die nächste Theorie betrachten.

Einer der größten Einwände gegen die orthodoxe theologische Lehre, wie sie ausgelegt wird, ist ihre vollständige und anerkannte Unzulänglichkeit. Von den Myriaden von Seelen, die geschaffen wurden und diesen Erdball bewohnt haben, seit die Zeiten begannen (selbst vorausgesetzt, dass der Weltbeginn wirklich nur um sechstausend Jahre zurückläge), soll nur die unbedeutende Anzahl von "144.000" gerettet werden! Der Rest soll für ewige Zeiten gefoltert werden! Den größten Profit dabei macht allezeit der Teufel. Man kann nicht umhin, mit Buddha zu sagen: "Wenn Gott zulässt, dass solches Elend besteht, so kann er nicht gut sein, und wenn er nicht die Macht hat, es zu verhindern, so kann er nicht Gott sein."

In der Natur ähnelt nichts einem solchen Vorgehen, das erschafft, um Zerstörung folgen zu lassen. Es ist bezeichnend, dass Gott ALLE zu retten wünscht und den Untergang keines einzigen will, und dass Er zu ihrer Erlösung "seinen einzigen Sohn" gegeben hat, und doch mißlang dieser "glorreiche Plan der Erlösung"!

Wenn ein transatlantisches Linienschiff mit zweitausend Seelen an Bord eine drahtlose Meldung absetzen würde, dass es bei Sandy Hook sinke, hielte man es wohl schwerlich für einen "glorreichen Plan der Errettung (salvation)", ein schnelles Motorboot zu entsenden, das nur zwei oder drei Menschen fassen kann. Es würde viel eher als "Plan der Vernichtung" gelten, wenn man nicht passende Mittel zur Rettung mindestens des größten Teiles der Gefährdeten aufbrächte.

Viel schlimmer ist der Rettungsplan der Theologen; denn zwei oder drei von zweitausend ist ein unverhältnismäßig größerer Prozentsatz, als der orthodoxtheologische Rettungsplan, der von all den Myriaden geschaffener Seelen nur 144 000 retten will. Wir können auch diese Theorie getrost als unwahr zurückweisen, denn sie ist unvernünftig. Wenn Gott allweise wäre, so hätte er einen wirksameren Plan erdacht. Und so war es auch. Die eben angeführte Theorie ist eben nur die der Theologen. Die Lehren der Bibel sind grundverschieden, wie sich später zeigen wird.

Wir wenden uns nun der Betrachtung der Lehre von der Wiedergeburt zu. Sie nimmt einen langsamen Entwicklungsvorgang an, der aber mit aller Beharrlichkeit durch verschiedene Verkörperungen in Körpern mit immer zunehmender Vervollkommnung vor sich geht, wodurch alle sich mit der Zeit zur Höhe eines geistigen Glanzes entwickeln, den wir jetzt noch nicht erfassen können. In einer solchen Theorie gibt es nichts Unvernünftiges, nichts, was schwer anzunehmen wäre. Blicken wir uns in der Natur um, so finden wir überall dieses langsame, beharrliche Wachstum einer größeren Vollendung entgegen. Wir finden keine plötzlichen Vorgänge der Erschaffung und Vernichtung, wie die Theologen dies lehren. Wir finden aber überall Evolution.

Evolution ist "die Geschichte des Fortschrittes des Geistes in der Zeit". Überall, wo wir die verschiedenartigen Erscheinungen des Weltalls betrachten, ersehen wir, dass der Pfad der Evolution eine Spirale ist. Jede Windung der Spirale ist ein Kreis. Jeder Kreis mündet in den nächsten, gleich wie sich auch die Windungen der Spirale fortsetzen. Jeder Kreis ist das verbesserte Produkt derer, die ihm vorangingen und Schöpfer von noch weiter entwickelten Zuständen, die ihm folgen.

Eine gerade Linie ist nur die Ausdehnung eines Punktes. Sie nimmt im Raum nur eine einzige Dimension ein. Die Theorien der Materialisten und der Theologen gleichen dieser Linie. Der Materialist lässt die Lebenslinie bei der Geburt einsetzen und um folgerichtig zu bleiben, muss die Todesstunde sie abschließen. Der Theologe beginnt seine Linie mit der Erschaffung der Seele unmittelbar vor der Geburt.

Nach dem Tod soll die Seele weiterleben und ihr Schicksal durch die Taten einiger weniger Erdenjahre unwiderruflich bestimmt sein. Es soll keine Wiederkehr geben, um Fehler zu verbessern. Die Linie geht geradeaus weiter und lässt ein geringes Maß an Erfahrung und keine Erhebung der Seele nach dem Tod zu.

Der natürliche Fortschritt verfolgt keine gerade Linie, so wie diese beiden Theorien es annehmen. Er verfolgt auch keinen kreisförmigen Weg, denn dieser würde einen unendlichen Kreislauf derselben Erfahrungen und die Anwendung von nur zwei Raumausdehnungen bedeuten. Alle Dinge bewegen sich in fortschreitenden Zyklen. Damit wir den größten Vorteil aus all den Gelegenheiten ziehen können, die uns durch unser dreidimensionales Universum geboten werden, sollte das sich entwickelnde Leben dem dreidimensionalen Pfad - der Spirale - folgen, der immer vorwärts und aufwärts führt.

Ob wir nun eine der bescheidenen kleinen Pflanzen in unserem Garten ansehen oder im "redwood district" Kaliforniens einen der Küsten-Mammutbäume mit seinem Durchmesser von nahezu 12 Metern untersuchen, es bleibt immer dasselbe: jeder Zweig, jeder Ast, jedes Blatt wächst entweder in einer einfachen oder in einer doppelten Spirale oder in einander gegenübergestellten Paaren, wo jedes dem anderen das Gleichgewicht hält, wie Ebbe und Flut, Tag und Nacht, Leben und Tod und andere einander ablösende Naturtätigkeiten.

Untersuche den gewölbten Himmelsbogen mit den feurigen Urnebelmassen oder den Weg des Sonnensystems: Überall begegnet das Auge der Spirale. Im Frühjahr wirft die Erde ihre weiße Decke ab und geht aus ihrer Ruhezeit - aus ihrem Winterschlaf - hervor. Sie setzt alle ihre Kräfte in Bewegung, die überall neues Leben hervorbringen. Die Zeit vergeht, Korn und Trauben werden geerntet, und wieder verschwindet der tätige Sommer in der Stille und Untätigkeit des Winters. Wieder umhüllt die Schneedecke die Erde. Aber ihr Winterschlaf ist nicht ewig, denn sie wird wieder zum Gesang des neuen Frühlings erwachen, der für sie einen kleinen Fortschritt auf dem Pfad der Zeit bedeutet.

Ebenso die Sonne. Sie geht am Morgen jeden Tages auf, aber jeden Morgen hat sie ein Stück auf ihrer Jahresreise zurückgelegt. Überall die Spirale - vorwärts, aufwärts, in Ewigkeit!

Ist es denn möglich, dass dieses in allen Reichen wirksame Gesetz für das Leben des Menschen nicht gelten sollte? Soll die Erde jedes Jahr von ihrem Winterschlaf erwachen, soll der Baum und die Blume wieder leben und der Mensch sollte sterben? Das kann nicht sein! Dasselbe Gesetz, welches das Leben in der Pflanze zu neuem Wachstum erweckt, wird das menschliche Wesen zu neuen Erfahrungen, zu weiteren Fortschritten erwecken und es so dem Ziel der Vervollkommnung entgegenführen. Deshalb befindet sich die Theorie der Wiedergeburt, die wiederholte Verkörperung in ständig sich bessernden Trägern lehrt, in völliger Übereinstimmung mit der Evolution und den Erscheinungen der Natur. Das ist bei den beiden anderen Theorien nicht der Fall. Wenn wir das Leben vom ethischen Gesichtspunkt aus betrachten, werden wir finden, dass das Gesetz der Wiedergeburt in Verbindung mit dem Gesetz von Ursache und Wirkung, die einzige Theorie ist, die unser Gerechtigkeitsgefühl im Einklang mit den um uns herum wahrzunehmenden Tatsachen des Lebens befriedigt.

Für einen logischen Intellekt ist es nicht leicht zu verstehen, wie ein "gerechter und liebevoller" Gott dieselben Tugenden von all den Milliarden verlangen kann, die er nach nicht offenbarter Regel und nicht erkennbarem System, doch wohl oder übel entsprechend seiner eigenen launenhaften Stimmung "nach Belieben (pleased) in unterschiedliche Verhältnisse verteilt hatte". Der eine lebt im Luxus, der andere "von Tritten und Krusten". Einer hat eine moralische Erziehung und lebt in einer Atmospäre hoher Ideale. Der andere muss in unsauberer Umgebung leben. Er wird zum Lügen und Stehlen angeleitet, und je mehr er darin leistet, um so größer ist sein Erfolg. Ist es gerecht, von beiden dasselbe zu verlangen? Ist es gerecht, den einen für ein gutes Leben zu belohnen, wenn er sich in Lebensumständen befindet, die ihm ein Abirren vom rechten Weg außerordentlich schwer machen, oder den anderen zu bestrafen, der so stark belastet wurde, dass er niemals auch nur erkennen konnte, was wahre Sittenreinheit bedeutet? Sicher nicht! Ist es nicht logischer zu denken, dass wir die Bibel schlecht ausgelegt haben könnten, als Gott einen so ungeheuerlichen Plan und eine so absurde Handlungsweise zur Last zu legen?

Es ist nutzlos zu sagen, dass wir nach den Mysterien Gottes nicht fragen sollen, dass sie über unserem Fassungsvermögen stehen. Die Ungleichheiten des Lebens können zufriedenstellend aus dem Zwillingsgesetz der Wiedergeburt und der Ursache und Wirkung erklärt werden, und sie stehen dann in Harmonie mit der Annahme eines gerechten und weisen Gottes, wie Christus es selbst gelehrt hat.

Außerdem zeigt sich durch diese Zwillingsgesetze auch ein Weg, uns aus gegenwärtigen unerwünschten Lagen oder Umgebungen - wie gezeigt wurde - zu befreien; zugleich geben sie uns auch die Mittel, jeden beliebigen Entwicklungsgrad zu erreichen, einerlei wie unvollkommen wir jetzt auch noch sein mögen.

Was wir sind, was wir haben, alle unsere guten Eigenschaften, sind das Ergebnis unserer vergangenen Taten. Was uns jetzt noch an physischen, moralischen oder intellektuellen Gaben fehlt, können wir uns in Zukunft aneignen.

Genau so, wie wir unser Leben jeden Morgen dort wieder aufnehmen müssen, wo wir es am vorhergehenden Abend beendet haben, so haben wir auch durch unsere früheren Leben die Bedingungen geschaffen, unter denen wir jetzt leben und wirken, und wir schaffen gegenwärtig die Bedingungen für unsere künftigen Leben. Statt den Mangel irgendeiner Fähigkeit - nach der wir begehren - zu beklagen, müssen wir an uns arbeiten, um sie zu erwerben.

Wenn ein Kind auf einem Musikinstrument mühelos spielen lernt, während ein anderes trotz beharrlicher Anstrengungen im Vergleich dazu nur ein Stümper bleibt, zeigt dieser Unterschied nur, dass das eine im vergangenen Leben viel Mühe anwandte und nun eine frühere Fertigkeit leicht wiedergewinnt, während das andere mit seinem Streben erst in diesem Leben begonnen hat. Infolgedessen sehen wir sein mühevolles Üben.

Aber der weniger Tüchtige kann - vorausgesetzt, dass er beharrlich danach strebt - es in diesem Leben sogar weiter bringen, als der erstere, wenn dieser nicht beständig an sich arbeitet.

Dass wir uns nicht der harten Anstrengungen zur Erlangung einer Fähigkeit erinnern, ist ohne Bedeutung; es ändert nichts an der Tatsache, dass uns die Fähigkeit bleibt.

Genialität ist das Kennzeichen einer fortgeschrittenen Seele, die sich durch harte Arbeit in vergangenen Leben in irgendeiner Richtung über das Durchschnittsmaß der Rasse hinaus entwickelt hat. Es gibt uns eine Vorstellung von dem Grad der Vollkommenheit, der in der kommenden Rasse Allgemeinbesitz sein wird.

Das Genie kann nicht durch die Theorie der Vererbung erklärt werden, die sich auf den dichten Körper nur zum Teil, auf die Eigenschaften der Seele aber gar nicht anwenden lässt. Wenn die Erblichkeit die Grundursache des Genies wäre, warum hat dann Thomas Edison nicht eine lange Reihe von Vorfahren, von denen jeder geschickter war, als der vorhergehende? Warum vererbt sich die Anlage nicht? Warum ist Siegfried, der Sohn, nicht größer als Richard Wagner, der Vater?

In dem Fall, wo die Entfaltung des Genies auf dem Besitz besonders gebauter Organe beruht, die ganze Leben zu ihrer Entwicklung brauchen, verkörpert sich das Ego selbstverständlich in einer Familie, deren Egos durch Generationen bestrebt waren, ähnliche Organe zu schaffen. Das ist der Grund, warum sich in der Familie Bach während 250 Jahren 29 Musiker von größerem oder geringerem Genius verkörperten. Aus der Tatsache, dass diese Genialität sich nicht allmählich entwickelte, um in der Person des Johann Sebastian Bach ihren Höhepunkt zu finden, sondern dass dessen Genialität, sowohl die seiner Vorfahren als auch die seiner Nachkommen weit überragte, geht klar hervor, dass das Genie eine Äußerung der Seele und nicht des Körpers ist.

Der Körper ist ganz einfach nur ein Instrument, und die Arbeit, die er leistet, hängt vom Ego ab, das ihn leitet, so wie die Art der Melodie von der Geschicklichkeit des Musikers abhängt und durch den Klang des Instrumentes nur unterstützt wird. Ein guter Musiker kann sich auf einem armseligen Instrument nicht vollständig ausdrücken, und selbst auf ein und demselben Instrument werden und können nicht alle Musiker in gleicher Weise spielen.

Wenn sich ein Ego als der Sohn eines großen Musikers inkarniert, so ist damit nicht gesagt, dass er ein noch größeres Genie sein müsse. Dieses müsste aber unbedingt so sein, wenn Genialität physisch erblich und nicht eine Eigenschaft der Seele wäre.

Das "Gesetz der Anziehung" erklärt die Tatsachen, die wir der Vererbung zuschreiben, in vollkommen hinreichender Weise. Wir wissen, dass Menschen, die gleiche Interessen besitzen, einander suchen. Wenn ein Freund mit uns in einer Stadt wohnt, uns seine Adresse aber unbekannt ist, so werden wir ihn anhand seiner gesellschaftlichen Gepflogenheiten leicht finden. Wenn er Musiker ist, so wird er sicher dort zu finden sein, wo sich Musiker gewöhnlich versammeln; ist er Student, so wird man in Bibliotheken, Lesehallen und Bücherläden nachfragen, liebt er es zu wetten oder zu spielen, würden wir ihn beim Pferderennen, in Billardräumen oder ähnliche Orte besuchen und wir können sicher sein, dass ein Suchen des Wettliebhabers in der Bibliothek oder in einem klassischen Konzert vergeblich wäre.

Gleicherweise neigt das Ego gewöhnlich zu verwandter Verbindung. Es wird dann durch eine der Zwillingskräfte der Empfindungswelt - durch die Kraft der Anziehung - angetrieben.

Man kann den Einwand erheben, dass wir in derselben Familie Menschen mit grundverschiedenen Interessen, ja selbst Feinde finden und wie ist es dann möglich, dass das Gesetz der Anziehung solche Menschen zusammenführen konnte? Die Erklärung für diese Erscheinung liegt darin, dass während eines Erdenlebens viele Verbindungen mit verschiedenen Menschen angeknüpft wurden. Diese Verbindungen waren teils angenehmer, teils unangenehmer Natur. Sie schlossen Verpflichtungen ein, die zu gegebener Zeit nicht eingelöst wurden, oder sie ließen eine Beleidigung zu und entwickelten ein sehr starkes Hassgefühl zwischen dem Beleidigten und seinem Feind. Das Gesetz der Ursache und Wirkung verlangt einen genauen Ausgleich.

Der Tod "bezahlt nicht alles", ebensowenig wie die Übersiedlung in eine andere Stadt eine Geldesschuld tilgt. Es kommt die Zeit, in der sich die beiden Feinde wieder begegnen müssen. Der alte Hass zieht sie in dieselbe Familie, denn Gottes Absicht ist, dass alle einander lieben sollen; darum muss der Hass in Liebe verwandelt werden. Wenn Menschen vielleicht auch viele Leben damit verbringen, um ihre Feindschaft "auszufechten", so werden sie endlich doch die Lehre erfassen und Freunde und gegenseitige Wohltäter werden, anstatt sich zu bekämpfen. In solchen Fällen erweckte das Interesse, das diese Menschen aneinander hatten, die Kraft der Anziehung, weshalb sie zusammengeführt wurden. Wären sie sich gleichgültig gewesen, so wären sie miteinander nicht in Verbindung gekommen.

So lösen die Zwillingsgesetze der Wiedergeburt und der Ursache und Wirkung gründlich alle Probleme, die dem Leben des Menschen anhängen, während er langsam aber sicher der nächsten Stufe der Evolution - der des Übermenschen - zuschreitet.

Die Theorie besagt, dass der Weg des menschlichen Fortschritts immer vorwärts und aufwärts führt. Einige indische Stämme stellen sich die Lehre von der Wiedergeburt fälschlich so vor, als ob der Mensch sich in Tieren und Pflanzen wiederverkörpern würde. Das entspricht nicht den Tatsachen. Das wäre ein Rückschritt. In der Natur kann für diese Lehre des Rückschritts kein Nachweis gefunden werden und ebensowenig in den heiligen Büchern einer der verschiedenen Religionen. In einer (und nur in einer) indischen religiösen Schrift wird diese Lehre berührt. In den Kathupanishaden (Kap. 5,9) wird gesagt, dass "einige Menschen ihren Taten entsprechend in den Mutterleib eingehen, andere in den 'sthanu'".

"Sthanu" ist ein Sanskritwort, das sowohl "bewegungslos", als auch "Säule" bedeutet und wurde so interpretiert, als ob manche Menschen wegen ihrer Sünde in das unbewegliche Pflanzenreich zurückkehren.

Die Geister verkörpern sich nur, um Erfahrungen zu sammeln, um die Welt zu besiegen, um das niedere Selbst zu überwinden und Selbstbeherrschung zu erlangen. Wenn wir darüber nachdenken, so begreifen wir, dass eine Zeit kommen muss, in der wir weiterer Verkörperungen nicht mehr bedürfen, weil alle Lehren erlernt sind. Die Lehre der Kathupanishaden sagt, dass, statt an die Räder der Geburt und des Todes gebunden zu sein, der Mensch eines Tages in den Zustand des Ã’"Nirvana" eingehen werde.

Im Buch der Offenbarungen finden wir folgende Worte: "Den, der überwindet, will ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird nicht mehr hinausgehen", was sich auf die endgültige Befreiung von konkreter Existenz bezieht. Nirgends finden wir einen Beweis für die Seelenwanderung. Ein Mensch, der eine individuelle, seperate Seele entwickelt hat, kann auf dem Wege des Fortschritts nicht mehr umkehren und in die Träger der Tiere und Pflanzen eintreten, die unter einem Gruppengeist stehen. Der individuelle Geist befindet sich auf einer höheren Entwicklungsstufe als der Gruppengeist, und das Geringere kann nicht das Größere enthalten.

Oliver Wendel Holms gibt in seinem schönen Gedicht "Die Kammern des Nautilus" der Idee eines beständigen Fortschrittes in nach und nach besser werdenden Trägern und einer endlichen Befreiung Ausdruck. Der Nautilus baut seine spiralförmige Schale in begrenzten Abteilungen und verlässt immer die kleineren, denen er entwachsen ist.

Des Tieres stilles Werk, so schimmernd klar,
geschah hier Jahr um Jahr.
Doch keine Windung fasst
Im nächsten Jahr den unruhvollen Gast,
Er stahl sich durch des Bogenganges Glast,
Er baut sein müß` ges Tor.
Wuchs mit dem neuen Heim, das alte er verlor.
Armselig Kind der sturmbewegten Flut!
Dein unverzagter Mut
Mir Himmelsbotschaft bringt.
Ein rein` rer Ton sich deinem Mund entringt,
Dem stummen, als aus Tritons Horn erklingt!
Mir tönt in deinem Wort
Gedankentiefen zwingend, eine Stimme fort:
Die nied` re Wölbung der Vergangenheit
Im Lauf der flücht` gen Zeit
Verlass, o Seele mein!
Lass jeden Tempel edler, größer sein,
Durch weit` re Bogen sieh des Himmels Schein,
Den Weg zur Freiheit geh.
Die enge Hülle bleibe an des Lebens wilder See.

Die oben erwähnte Notwendigkeit, einen Organismus von besonderer Beschaffenheit zu erhalten, bringt uns eine interessante Phase der Zwillingsgesetze, den Gesetzen der Wiedergeburt und der Ursache und Wirkung, in Erinnerung. Diese Gesetze stehen mit der Bewegung der Himmelskörper, der Sonne, der Planeten und Tierkreiszeichen in Verbindung. Alle bewegen sich harmonisch nach diesen Gesetzen. Die Planeten werden auf ihren Bahnen von den innewohnenden geistigen Intelligenzen - den Planetengeistern - gelenkt.

Auf Grund des Vorrückens des Äquinoktiums bewegt sich die Sonne rückläufig durch die zwölf Zeichen des Tierkreises mit der Schnelligkeit von ungefähr einem Bogengrad in 72 Jahren und durch jedes Zeichen (30 Grade) in ungefähr 2.100 Jahren oder um den ganzen Kreis herum in ungefähr 26.000 Jahren. Dies hat seinen Grund darin, dass sich die Erde nicht um eine feste Achse bewegt. Ihre Achse hat eine langsame, schwingende Bewegung, die dem Wanken eines Brummkreisels gleicht, der beinahe mit seiner Kraft am Ende ist. So beschreibt sie einen Kreis im Raum, wobei ein Stern nach dem andern zum Polarstern wird.

Durch diese schwankende Erdbewegung kreuzt die Sonne den Äquator nicht jedes Jahr an derselben Stelle, sondern einige hundert Meter weiter rückwärts. Daher der Name "Präzession der Äquinoktien", weil das Äquinoktium "vorrückt", also zu früh kommt.

Alle Ereignisse auf der Erde, die mit den anderen Himmelskörpern und deren Bewohnern zusammenhängen, sind mit dieser und weiteren kosmischen Bewegungen verknüpft. Dasselbe gilt von den Gesetzen der Wiedergeburt und der Ursache und Wirkung.

Wie die Sonne im Lauf des Jahres die verschiedenen Zeichen des Zodiak durchläuft, beeinflussen der Wechsel des Klimas und andere Veränderungen den Menschen und seine Tätigkeit auf verschiedene Art und Weise. Ähnlich ruft der Lauf der Sonne durch die zwölf Tierkreiszeichen - der durch Präzession hervorgerufen wird und den man das Weltenjahr nennt - auf der Erde Veränderungen von noch viel größerer Mannigfaltigkeit hervor. Zum Seelenwachstum ist unbedingt erforderlich, dass alle damit verbundenen Erfahrungen vom Menschen durchlebt werden. Die Bedingungen werden tatsächlich, wie wir gesehen haben, in der himmlischen Welt zwischen den Geburten vom Menschen selbst vorbereitet.

Darum wird jedes Ego, während die Sonne ein Zeichen durchläuft, mindestens zweimal geboren. Die Seele selbst ist zweigeschlechtig. Damit sie nun alle Erfahrungen machen kann, verkörpert sie sich abwechselnd in einem männlichen und in einem weiblichen Körper, denn die Erfahrungen der beiden Geschlechter weichen sehr voneinander ab. Während einer Zeit von 1000 Jahren ändern sich die äußeren Bedingungen nicht wesentlich und erlauben dem Geist die Aufnahme der Erfahrungen in derselben Umgebung sowohl vom männlichen als auch vom weiblichen Standpunkt aus.

Das sind allgemeine Grundsätze, nach denen das Gesetz der Wiedergeburt vor sich geht, aber da es kein blindes Gesetz ist, so unterliegt es häufigen Abänderungen, die durch die Herren des Schicksals - die Engel der Chronik - bestimmt werden. Nehmen wir an, es handle sich um ein Individuum, das ein empfindsames Auge oder Ohr benötigt. Nun würde sich ihm eine Gelegenheit bieten, sich innerhalb einer Familie zu verkörpern, mit der es früher Beziehungen aufgebaut hatte, und die ihm gleichzeitig jene Voraussetzungen bieten könnte, die zur Ausbildung dieser feinen Instrumente erforderlich sind. Es können aber an der Zeit für die kommende Wiederverkšrperung vielleicht noch 200 Jahre fehlen. Erkennen jedoch die Herren des Schicksals, dass das Ego, ohne diese Gelegenheit zu ergreifen, weitere 400 oder gar 500 Jahre über die durchschnittliche Zeit hinaus verstreichen lassen müsste, so kann es vorzeitig zur Wiedergeburt kommen. Es wird die so verkürzte Zeit im dritten Himmel zu einer anderen Zeit wieder einbringen können. So sehen wir, dass uns nicht nur die Abgeschiedenen vom Himmel aus beeinflussen, sondern dass auch wir sie beeinflussen, indem wir sie anziehen oder abstoßen. Eine günstige Gelegenheit zur Erlangung eines geeigneten Instruments kann ein Ego zur Wiedergeburt verlocken. Hätte sich kein brauchbares Instrument gefunden, so wäre es länger im Himmel geblieben, und die überschüssige Zeit wäre ihm von seinem künftigen himmlischen Leben abgezogen worden.

Das Gesetz der Ursache und Wirkung arbeitet in Harmonie mit den Sternen, so dass ein Mensch zu einer solchen Zeit geboren wird, in der die Stellung der Himmelskörper im Sonnensystem die benötigten Bedingungen für seine Erfahrungen und seinen Fortschritt in der Schule des Lebens gewähren. Aus diesem Grund ist die Astrologie eine absolut wahre Wissenschaft, obwohl selbst die besten Astrologen sie falsch interpretieren können, da sie - wie alle menschlichen Wesen - irren können. Die Sterne zeigen mit unfehlbarer Sicherheit die Zeit im Leben des Menschen an, welche die Herren des Schicksals zur Begleichung seiner Schuld für ihn gewählt haben, und ein Entrinnen ist dem Menschen unmöglich. Ja, sie zeigen dies bis auf den Tag genau, obwohl wir nicht immer fähig sind, dies zu erkennen.

Das vielleicht auffallendste Beispiel, das dem Verfasser über dieses Nichtentrinnenkönnen, selbst wenn man vollkommene Kenntnis davon hat, bekannt ist, ereignete sich im Jahre 1906 in Los Angeles, in Kalifornien. Herrn L., einem wohlbekannter Lehrer, waren einige Belehrungen in Astrologie gegeben worden. Man stellte Herrn L. sein Horoskop, weil ein Schüler sich für sein eigenes natürlich mehr interessiert, als für das eines Fremden. Auch kann er die Genauigkeit der Darstellungen kontrollieren.

Das Horoskop zeigte eine Neigung zu Unglücksfällen, und die Ereignisse in der Vergangenheit stimmten mit der angegebenen Zeit des Geschehens überein. Außerdem wurde ihm vorausgesagt, dass ihm ein weiterer Unglücksfall bevorstehe, der sich am 21. Juli oder am 7. Tag danach, also am 28. Juli ereignen würde; das letztgenannte Datum sei das gefährlichere. Er wurde vor Fahrgelegenheiten aller Art gewarnt; die Verletzungen würden Brust, Arme, Schultern und den unteren Teil des Kopfes betreffen. Er war von der Gefahr vollkommen überzeugt und versprach, an dem betreffenden Tag daheim zu bleiben.

Der Autor reiste nach Norden, nach Seattle, und schrieb ein paar Tage vor der kritischen Zeit an Herrn L., um ihn nochmals zu warnen. Herr L. antwortete, dass er sich an die Warnung erinnere und sich danach richten würde.

Die nächste Nachricht in dieser Angelegenheit kam von einem beiderseitigen Freund, der schrieb, dass Herr L. am 28. Juli 1906 mit der Straßenbahn nach Sierra Madre gefahren war und der Wagen mit einem Eisenbahnzug zusammengestoßen sei, wobei Herr L. sich die Verletzungen genau wie vorausgesagt zuzog; es wurde ihm auch eine Sehne des linken Fußes durchtrennt.

Die Frage war, warum Herr L., der vollstes Vertrauen in die Voraussagung setzte, jenen Rat missachtete. Nach drei Monaten - als er wieder soweit genesen war, um schreiben zu können - kam die Erklärung. Der Brief lautete: "Ich dachte, der 28. sei der 29."

Für den Autor steht außer Frage, dass es sich um einen Fall von "reifem" Schicksal handelte, das durch die Sterne mit vollkommener Genauigkeit vorherbestimmt war, und vor dem es kein Entrinnen gab.

Darum kann man die Sterne "die Uhr des Schicksals" nennen. Die zwölf Zeichen entsprechen dem Zifferblatt, die Sonne und die Planeten dem Stundenzeiger, der das Jahr bezeichnet, und der Mond dem Minutenzeiger, der die Monate anzeigt, wenn die verschiedenen Posten in der Rechnung des reifen Schicksals, das jedem Leben zugeteilt ist, zur Bezahlung kommen müssen.

Und doch kann nicht stark genug betont werden, dass, wenn der Mensch auch verschiedenen Dingen nicht entgehen kann, er einen gewissen Spielraum für seinen freien Willen besitzt, um bereits in Gang befindliche Ursachen abzuändern.

Ein Dichter schrieb darüber folgendes:

"Ein Wind ist` s, der das Schiff bewegt,
Ob nach Ost oder West es schwimmt,
Nicht der Sturm, der weht, - wie das Segel steht,
Das allein die Fahrt bestimmt.
Des Schicksals Gewalt gleicht dem Wind der See
Auf des Daseins bewegter Flut,
Sei es laut oder still, - unseres Lebens Ziel
Nimmt die Seele in eigene Hut."


Was haben ganz besonders zu erfassen, dass unser gegenwärtiges Handlungen künftige Bedingungen bestimmt.

Orthodox Religiöse und selbst jene, die gar keine Religion anerkennen, führen als stärkstes Argument gegen das Gesetz der Wiedergeburt oft an, dass es den "unwissenden Heiden" in Indien gelehrt werde, die daran glauben. Wenn es aber ein Naturgesetz ist, so ist kein Einwand stark genug, es zu verletzen oder gar unwirksam zu machen. Ehe wir von "unwissenden Heiden" sprechen oder ihnen Missionare senden, würden wir gut tun, unsere eigenen Kenntnisse ein wenig zu prüfen. Überall klagen die Erzieher über die Oberflächlichkeit ihrer Schüler. Professor Wilbur L. Groß aus Yale führt unter verblüffenden Fällen von Unwissenheit an, dass in einer Klasse von 40 Studenten nicht einer wusste, wo er Judas Ischariot einordnen sollte!

Sinnvoller dürfte es sein, die Arbeit von Missionaren in "heidnischen" Ländern und Elendsvierteln umzulenken, und sie die Studenten der Hochschulen unseres eigenen Landes aufklären zu lassen. Dies entspräche dem Grundsatz, dass "Nächstenliebe zu Hause beginnt" und "Gott die unwissenden Heiden nicht umkommen lassen wird". Es wäre besser, sie in der Unwissenheit zu lassen, mit der sie des Himmels sicher sind, als sie zu "erleuchten" und damit ihre Aussichten zu vermehren, in der Hölle zu enden. Dies ist gewiss einer der Fälle, von "wo Unwissenheit ein Segen ist, ist Wissen eine Torheit". Wir würden uns und den Heiden einen ausgezeichneten Dienst erweisen, wenn wir sie sich selbst überließen und uns um unsere unwissenden Christen hier zu Hause kümmerten. Ferner, die Lehre von der Wiedergeburt als eine heidnische zu bezeichnen, widerlegt sie nicht. Ihre angenommene Bedeutung im Osten ist ebensowenig ein Beweis gegen sie, wie die Genauigkeit der Lösung einer mathematischen Aufgabe nicht dadurch ungültig wird, dass wir zufällig den Menschen, der sie zuerst fand, nicht schätzen. Die einzige Frage ist: "Ist sie richtig" Und wenn sie es ist, dann ist es vollkommen bedeutungslos, von wem die erste Lösung ausging.

Alle anderen Religionen hatten zur christlichen Religion hinzuleiten. Sie waren Rassenreligionen und enthalten nur teilweise das, was das Christentum in größerem Maß enthält. Das wahre esoterische Christentum wurde bis jetzt noch nicht öffentlich gelehrt. Es wird auch nicht öffentlich gelehrt werden, ehe nicht die Menschheit den materialistischen Zustand überwunden hat und fähig ist, es aufzunehmen. Die Gesetze der Wiedergeburt und der Ursache und Wirkung sind allezeit im Geheimen gelehrt worden. Durch Christi eigenes Gebot hat, wie wir später erfahren werden, in den letzten 2000 Jahren in der westlichen Welt keine öffentliche Belehrung stattgefunden.

Fortsetzung:

Der Wein als ein Faktor in der Evolution



Kosmo Konzeption


Die kosmische Konzeption - eine Philosophie über das Warum im Leben - beantwortet und vermittelt uns in klaren und einfachen Worten das Basiswissen der Weisheitslehre der Rosenkreuzer und stellt für jeden Menschen, der auf der Suche nach seiner Lebensaufgabe ist, einen Goldschatz an Informationen dar. Sie ist ein umfassendes Nachschlagewerk für alle, die sich mit den grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens befassen - dazu zählen ganz persönliche als auch weltliche Fragen. (716 Seiten, gebunden)

Autor: Max Heindel
ISBN: 978-3-906414-00-3
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