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Ein fühlendes Herz

Ein gesunder Körper

 

 
 

... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Die Entwicklung der Religion


Die sieben Schöpfungstage (Diagramm C)

Im vorhergehenden Teil dieses Werkes erfuhren wir, wie die uns umgebende Außenwelt entstand, und wie der Mensch den komplizierten Organismus entwickelte, durch welchen er mit der Außenwelt in Verbindung steht. Wir haben auch in gewissem Maß die jüdische Rassenreligion studiert. Nun wollen wir zunächst die letzte und größte der göttlichen Maßnahmen zur Hebung der Menschheit betrachten, das Christentum, welches die Weltreligion der Zukunft sein wird.

Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass der Mensch und seine Religionen sich in gleichem Grad Seite an Seite entwickelt haben. Die früheste Religion einer Rasse wird man immer so wild wie jenes Volk vorfinden, das durch sie beherrscht wird. Mit dem Fortschreiten der Völker werden auch ihre Religionen menschlicher und stehen somit in größerer Harmonie mit höheren Idealen.

Aus dieser Tatsache haben die Materialisten den Schluss gezogen, dass keine Religion einen höheren Ursprung als der Mensch selbst besitzt. Ihre Forschungen in der frühen Geschichte haben zur Überzeugung geführt, dass der Mensch seinem Fortschritt gemäß auch seinen Gott zivilisierte und ihn nach seinem Ebenbild modernisierte.

Dieser Schluss ist unvollständig, weil er nicht in Betracht zieht, dass der Mensch nicht der Körper, sondern ein innewohnender Geist (spirit) ist, ein Ego, das entsprechend dem Fortschritt der Evolution seinen Körper mit stetig zunehmender Leichtigkeit benutzt.

Für den Körper gilt zweifelsohne das Gesetz "vom Überleben der Tauglichsten". Das Gesetz der Evolution des Geistes verlangt "Opfer". Solange der Mensch glaubt, dass "Macht Recht sei", gedeiht der Körper und wird stark, weil alle Hindernisse ohne Rücksicht auf andere aus dem Weg geschafft werden.

Wenn der Körper alles wäre, so gäbe es nur eine Lebensmöglichkeit für den Menschen. Er wäre völlig unfähig, Rücksicht auf andere zu nehmen. Er würde mit Gewalt jedem Versuch widerstreben, sein Recht, das Recht des Stärkeren zu schmälern, denn dieses Recht wäre das einzig berechtigte vom Standpunkt des Gesetzes vom Überleben des Tauglichsten. Er wäre vollkommen rücksichtslos gegen seine Mitmenschen, vollkommen unempfindlich gegen jede von außen kommende Kraft, die darauf abzielte, ihn irgendwie von seinen augenblicklichen Vergnügen abzulenken.

Es ist daher offenkundig, dass das, was den Menschen zu einer edleren Handlungsweise veranlasst, aus seinem Inneren quellen muss, und zwar aus einer Quelle, welche nicht mit dem Körper identisch ist, denn sonst käme sie nicht in Widerstreit mit körperlichen Gelüsten und würde nicht des öfteren den Sieg über sie davontragen. Außerdem muss es eine stärkere Kraft als die körperliche sein, sonst könnte sie die Begierden nicht erfolgreich überwinden und würde den Menschen nicht veranlassen, für jene Opfer zu bringen, die physisch schwächer sind als er.

Dass eine solche Kraft besteht, wird sicher niemand leugnen. Wir sind auf einer Entwicklungsstufe angelangt, auf der wir im physisch Schwächeren keine leichte Beute mehr sehen und den Gebrechlichen schützen. Die Selbstsucht wird langsam aber sicher durch den Altruismus ausgerottet.

Die Natur führt ihre Absichten zuverlässig aus. Obschon langsam, ist der Vorgang geordnet und sicher. In der Brust eines jeden Menschen arbeitet diese Kraft des Altruismus wie Sauerteig. Sie wandelt den sogenannten Wilden zum zivilisierten Menschen und wird ihn mit der Zeit in einen Gott verwandeln.

Wenn auch rein Geistiges nicht voll mit dem Verstand erfasst werden kann, so kann man ihm doch mindestens mit Hilfe eines Beispiels nahekommen.

Wenn eine von zwei Stimmgabeln mit gleicher Schwingungszahl angeschlagen wird, so ruft der Klang in der anderen, vorerst schwach, dieselben Schwingungen hervor. Hört man nicht damit auf, die eine Stimmgabel anzuschlagen, wird die zweite stärker und stärker ertönen und schließlich eine Klangstärke entwickeln, welche der angeschlagenen gleichkommt. Das geschieht sogar, wenn die Gabeln mehrere Fuß voneinander entfernt sind, und selbst dann, wenn eine in ein Glas eingeschlossen wurde. Der Klang der angeschlagenen durchdringt das Glas, und das eingeschlossene Instrument gibt den Widerhall.

Diese unsichtbaren Schallschwingungen haben über die konkrete Materie große Gewalt. Sie können sowohl aufbauen als auch zerstören. Wenn man eine geringe Menge von einem sehr feinen Pulver oder Sand auf eine Metall- oder Glasplatte streut und über die Ecke der Platte mit einem Geigenbogen streicht, so nimmt das Pulver schöne, geometrische Formen an. Auch die menschliche Stimme kann diese Figuren hervorrufen, und zwar immer dieselbe Figur für denselben Ton.

Wenn auf einem Musikinstrument ein Ton oder eine Saite angeschlagen wird (eine Violine eignet sich dazu besser als ein Klavier, weil mehr Tonabstufungen erreicht werden können), kann schließlich ein Ton erreicht werden, welcher im tieferen Teil des Hinterkopfes des Hörers eine deutlich wahrnehmbare Schwingung hervorrufen wird. Sooft derselbe Ton angeschlagen wird, wird die Schwingung wieder empfunden werden. Dieser Ton ist der "Grundton" des Menschen, der ihn berührt. Wenn er langsam und besänftigend angeschlagen wird, baut er den Körper auf und regeneriert ihn, regt die Nerven an und stellt die Gesundheit wieder her; wenn er andererseits übermäßig stark angeschlagen wird, laut und anhaltend genug, so wird er so sicher wie eine Pistolenkugel töten.

Wenn wir nun das, was über die Musik und den Klang gesagt wurde, auf das Problem dieser inneren Kraft anwenden und betrachten, wie sie erweckt und gestärkt wird, können wir die Sache vielleicht besser verstehen.

An erster Stelle wollen wir daran denken, dass die zwei Stimmgabeln eine vollkommen gleiche Tonhöhe hatten. Wäre das nicht der Fall gewesen, so hätten wir die eine bis zum jüngsten Tag anschlagen können, und die andere wäre stumm geblieben. Wollen wir uns das sorgfŠltig einprägen: Schwingungen können in einer Stimmgabel nur durch eine andere gleichgestimmte hervorgerufen werden. Jedes Ding oder jedes Wesen kann, wie oben festgestellt wurde, nur durch seinen eigenen Grundton berührt werden.

Wir wissen, dass die Kraft des Altruismus besteht. Wir wissen auch, dass sie unter unzivilisierten Völkern weniger ausgesprochen zutage tritt, als unter fortgeschrittenen Menschen, und dass sie unter den niedersten Rassen beinahe vollkommen fehlt. Die logische Schlussfolgerung ist, dass es eine Zeit gab, in der sie völlig fehlte. Und folgerichtig müssen wir fragen: Was rief sie hervor?

Die materielle Persönlichkeit hatte sicherlich nichts damit zu tun. Im Gegenteil, der persönliche Mensch fühlte sich ohne sie am wohlsten. Der Mensch muss die Kraft des Altruismus latent in sich gehabt haben, sonst hätte sie nicht erweckt werden können. Noch mehr: sie muss durch eine Kraft derselben Art erweckt worden sein, durch eine ähnliche Kraft, die bereits in Tätigkeit war, so wie die zweite Stimmgabel in Schwingungen versetzt wurde, nachdem die erste in Schwingung gebracht worden war.

Wir sahen auch, dass die Schwingungen in der zweiten Stimmgabel unter den andauernden Klangeinwirkungen der ersten Stimmgabel stärker und stärker wurden, und dass das Glasgefäß kein Hindernis für die Induktion des Klanges war. Unter der fortgesetzten Einwirkung einer Kraft ähnlich der, wie sie im Menschen besteht, hat die Liebe Gottes zu ihm die Kraft des Altruismus erweckt und vermehrt unablässig ihre Wirksamkeit.

Daher ist es vernunftgemäß und logisch anzunehmen, dass es anfänglich nötig war, dem Menschen eine Religion zu geben, die seiner Unwissenheit entsprach. In seinem anfänglichen Zustand wäre es vergebens gewesen, ihm von einem Gott zu sprechen, der ganz Mitgefühl und Liebe ist. Von seinem Gesichtspunkt aus wären diese Attribute Schwächen gewesen, und man hätte vom Menschen nicht erwarten können, dass er einem Gott gehorcht, der für ihn verächtliche Eigenschaften besitzt. Der Gott, dem er gehorchte, musste ein starker Gott sein, ein Gott, den er fürchtete, ein Gott, der den Donnerkeil schwingen und den Blitzstrahl zücken konnte.

So wurde der Mensch zuerst veranlasst, Gott zu fürchten, und erhielt Religionen, die sein geistiges Wohlbefinden unter dem Druck der Furcht fördern sollten. Der nächste Schritt musste ihm eine Art Selbstlosigkeit einflößen. Der Mensch wurde veranlasst, etwas von seinen weltlichen Gütern aufzugeben, zu opfern. Das wurde dadurch erreicht, dass er den Stamm- oder Rassengott erhielt, der ein eifersüchtiger Gott war. Er forderte den strengsten Gehorsam sowie Opfer an Besitz, welcher vom aufstrebenden Menschen hoch geschätzt wurde. Andererseits war dieser Rassengott ein Freund und mächtiger Bundesgenosse. Er lenkte die Schlachten und gab ihm die Schafe, Ochsen und Feldfrüchte, die er opferte, vielfältig zurück. Der Mensch hatte noch nicht den Zustand erreicht, in dem er verstehen konnte, dass alle Kreatur gleich ist, doch der Stammesgott lehrte ihn, dass er mit den Brüdern seines Stammes barmherzig verfahren müsse, und gab ihm Gesetze, die Gerechtigkeit und rechtliches Handeln zwischen allen Rassenangehörigen forderten.

Man darf nicht annehmen, dass diese Schritte leicht gemacht waren, oder dass sie nicht auf Widerstand und Ungehorsam von Seiten des einfachen Menschen stießen. Selbstsucht ist bis zu diesem Tag in der niederen Natur eingewurzelt, und es werden wohl viele Unterlassungen und RückfŠlle vorgekommen sein. Das Alte Testament (the Jewish Bible) gibt uns gute Beispiele, wie der Mensch Gottes Gebote vergaß und vom Stammesgott geduldig und beharrlich immer und immer wieder "angestachelt" werden musste. Nur die Heimsuchungen eines geduldigen Rassengeistes waren damals mächtig genug, ihn zum Gesetz zurückzubringen, zu dem Gesetz, dem zu gehorchen bisher sehr wenige Menschen gelernt haben. Trotz allem gibt es aber immer Pioniere, die nach etwas Höherem verlangen.

Wenn sie zahlreich genug sind, wird ein neuer Schritt in der Evolution unternommen, so dass immer verschiedene Entwicklungsstufen bestehen. Vor ungefähr 2000 Jahren brach eine Zeit an, in der die Fortgeschrittensten der Menschheit eines weiteren Schrittes bedurften und eine Religion empfangen konnten, die verlangte, dass sie ein gutes Leben führen sollten, um dafür in einem zukünftigen Dasein, an das sie glauben mussten, belohnt zu werden. Dies war ein langer und schwieriger Schritt, der getan werden musste. Es war verhältnismäßig leicht, ein Schaf oder einen Ochsen in den Tempel zu bringen und sie zu opfern. Wenn ein Mensch die Erstlinge seiner Ernte, seines Weinberges oder seiner Herden darbrachte, so glaubte er, dass der Stammesgott seine Speicher wieder füllen und ihm zur Belohnung mehr als er gab zurückerstatten würde. Aber auf diesem neuen Weg ging es nicht darum, seine Güter zu opfern, vielmehr wurde verlangt, sich selbst zu opfern. Das war nicht gleichzustellen mit einer Opferung, dargebracht durch eine höchst märtyrerhafte Tat. Auch das wäre noch verhältnismäßig leicht gewesen. Statt dessen wurde verlangt, dass man Tag für Tag, vom Morgen bis zum Abend barmherzig gegen alle sein müsse. Man müsse die Selbstsucht ablegen und seinen Nächsten ebenso lieben, wie man gewöhnt war, sich selbst zu lieben.

Außerdem wurde nicht einmal eine unmittelbare und sichtbare Belohnung versprochen, sondern man musste an ein zukünftiges Glück glauben. Ist es verwunderlich, dass die Menschen es schwer finden, dieses hohe Ideal unausgesetzten rechten Handelns zu verwirklichen, das doppelt erschwert wird, weil das eigene Interesse vollständig beiseite gelassen werden muss? Man verlangt Opfer und bietet keine Versicherung irgend einer Belohnung. Gewiss spricht es sehr für die Menschheit, dass solchem Altruismus immer nachgestrebt wird, und dass er immer mehr zunimmt. Die weisen Führer, die wohl wussten, wie schwach der Menschengeist im Kampf mit den selbstsüchtigen Instinkten des Körpers war, und wie groß auch die Gefahr der Verzweiflung angesichts solcher Verhaltensregeln war, gaben den Menschen einen erhebenden Impuls. Sie flochten in die neue Religion die Lehre des "stellvertretenden Sühneopfers" ein.

Von einigen sehr fortgeschrittenen Philosophen, die sich allein auf das Gesetz der "Ursache und Wirkung" berufen, wird diese Idee verächtlich abgewiesen. Sollte der Leser diesen Philosophen zustimmen, so bitten wir ihn, die folgende Erklärung anzunehmen, welche beweisen soll, dass beide Anschauungen sich in den Entwicklungsplan einfügen. Es genügt, wenn gesagt wird, dass jetzt die Lehre vom Sühneopfer vielen ernsten Seelen trotz wiederholter vergeblicher Versuche, ihre niedere Natur zu unterwerfen, den Mut zum Kampf gibt. Man erinnere sich, dass aus Gründen, welche vorher erwähnt wurden, als vom Gesetz der Wiedergeburt und der Ursache und Wirkung die Rede war, die westliche Menschheit praktisch nichts von diesen Gesetzen wusste. Angesichts eines so hohen Ideals, wie Christus es vorlebte, und im Wahn, dass sie nur ein paar Jahre Zeit hätten, um einen so hohen Grad der Vollkommenheit wie diesen zu erlangen, wäre es die größte Grausamkeit gewesen, sie ohne Hilfe zu lassen. Darum wurde "Das Große Opfer" auf Golgatha, wenn es auch anderen Zwecken diente, wie gezeigt werden wird, mit Recht die Hoffnungsfackel für jede ernste Seele, die danach strebt, das Unmögliche zu vollbringen: in einem kurzen Leben die Vollkommenheit zu erlangen, welche von der christlichen Religion verlangt wird.

Fortsetzung:

Jesus und Christus-Jesus



Kosmo Konzeption


Die kosmische Konzeption - eine Philosophie über das Warum im Leben - beantwortet und vermittelt uns in klaren und einfachen Worten das Basiswissen der Weisheitslehre der Rosenkreuzer und stellt für jeden Menschen, der auf der Suche nach seiner Lebensaufgabe ist, einen Goldschatz an Informationen dar. Sie ist ein umfassendes Nachschlagewerk für alle, die sich mit den grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens befassen - dazu zählen ganz persönliche als auch weltliche Fragen. (716 Seiten, gebunden)

Autor: Max Heindel
ISBN: 978-3-906414-00-3
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