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Ein urteilsfähiger Intellekt

Ein fühlendes Herz

Ein gesunder Körper

 

 
 

... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Das Herz als eine Anomalie


Keine Belehrung ist von wirklichem Wert und kann als tätiges Lebensprinzip wirksam werden, auch wenn man ihre Wahrheit oberflächlich anerkennt, ehe das Herz sie in Sehnen und Bitterkeit erfasst hat. Die Lehre, welche der Mensch auf diese Weise erlernen muss, ist, dass alles, was nicht allen zum Segen werden kann, nie in Wahrheit einem einzelnen bekömmlich ist. Nahezu 2000 Jahre lang haben wir dem Grundsatz, dass wir "Böses mit Gutem vergelten" sollen, in Worten wohl leichtfertig zugestimmt. Das Herz verlangt nach Barmherzigkeit und Liebe, aber der Verstand begehrt Streit und Wiedervergeltung. Sucht er keine Rache, so sucht er doch wenigstens nach einem Mittel, das eine Wiederholung von Feindseligkeiten verhindern soll. Dieser Zwiespalt zwischen Herz und Kopf hindert das Wachstum eines echten Gefühls für allgemeine Bruderschaft und hindert die Annahme der Lehren Christi, des Herrn der Liebe.

Der Intellekt ist der Brennpunkt, durch den das Ego sich der materiellen Welt bewusst wird. Als ein Instrument zur Erwerbung von Kenntnissen in jenen Reichen ist der Intellekt unschätzbar. Doch wenn er sich die Rolle eines Diktators anmaßt oder es übernimmt, die Beziehungen von Mensch zu Mensch zu regeln, so ist es, als sage eine Linse zum Astronomen, der eben im Begriff ist, die Sonne durch ein Teleskop zu fotografieren: "Sie haben mich schlecht eingestellt. Sie sehen nicht richtig auf die Sonne. Ich glaube überhaupt nicht, dass es gut ist, die Sonne zu fotografieren, und ich wünsche, dass Sie mich auf den Jupiter einstellen. Die Sonnenstrahlen erhitzen mich zu sehr und könnten mir leicht schaden."

Wenn der Astronom seinen Willen durchsetzt und das Teleskop so einstellt, wie er es wünscht, und ihm - seiner Aufgabe entsprechend - befiehlt, die Sonnenstrahlen, welche es treffen, zu übertragen, dabei aber ihm den Erfolg zu überlassen, so wird die Arbeit gelingen. Doch wenn die Linse ihren Willen durchsetzen könnte und der Mechanismus des Teleskops sich mit ihr verbündete, würde der Astronom ernstlich aufgehalten werden. Er müsste mit einem widerspenstigen Instrument kämpfen und bekäme verdorbene Bilder von geringem oder gar keinem Wert.

So ist es auch mit dem Ego. Es arbeitet in einem dreifachen Körper, den es durch den Intellekt beherrscht oder wenigstens beherrschen sollte. Leider muss jedoch gesagt werden, dass dieser Körper einen eigenen Willen besitzt und oft durch den Intellekt Hilfe und Beistand erhält, wodurch die Absichten des Ego vereitelt werden.

Dieser antagonistische "niedere Wille" ist ein Ausdruck des höheren Teiles des Empfindungsleibes. Als am Anfang der lemurischen Epoche die Trennung von Sonne, Mond und Erde stattfand, ging im fortgeschritteneren Teil der werdenden Menschheit eine Trennung des Empfindungsleibes in einen höheren und in einen niederen Teil vor sich. Im Rest der Menschheit erging es ebenso im frühen Teil der atlantischen Epoche.

Dieser höhere Teil des Empfindungsleibes wurde zu einer Art Tierseele. Er erbaute das zerebrospinale Nervensystem und die willkürlichen Muskeln und beherrschte durch diese Mittel die niederen Teile des dreifachen Körpers, bis schließlich das Bindeglied, der Intellekt, gegeben wurde. Dann vereinigte sich der Intellekt mit dieser Tierseele und wurde zu einem Mitregenten.

So ist der Intellekt an die Begierde gebunden. Er ist in die selbstsüchtige, niedere Natur verstrickt, und das macht es dem Geist schwer, den Körper zu beherrschen. Der als ein Brennpunkt wirkende Intellekt, welcher der Verbündete der höheren Natur sein sollte, wird ihr durch die niedere Natur entfremdet, wenn er sich mit letzterer verbündet und somit Sklave der Begierde ist.

Das Gesetz der Rassenreligion sollte den Intellekt von der Begierde befreien. Die "Gottesfurcht" wurde den "Begierden des Fleisches" entgegengestellt. Das geügte aber immer noch nicht, um die Herrschaft über den Körper zu erlangen und sich seine willige Mitarbeit zu sichern. Der Geist benötigte im Körper einen anderen Stützpunkt, der nicht unter der Herrschaft der Begierdennatur stand. Alle Muskeln sind ein Ausdruck der Begierdennatur. Sie sind eine gerade Straße zur Stätte, an welcher der verräterische Intellekt mit der Begierde vermählt ist und herrscht.

Das Ego begann nicht seine Herrschaft auf eine der Drüsen auszudehnen, denn diese sind Ausdruck des Lebensleibes. Auch war es nicht möglich, die Herrschaft über die willkürlichen Muskeln zu erlangen, denn diese sind zu gut organisiert. Auch der Teil des unwillkürlichen Muskelsystems, der durch das ganze sympathische Nervensystem gelenkt wird, wäre für seine Zwecke nutzlos. Es musste in unmittelbare Berührung mit dem zerebrospinalen (Gehirn-Rückenmark-) Nervensystem kommen. Um dieses zu erreichen, musste es einen Muskel beherrschen, der unwillkürlich ist und dennoch mit dem willkürlichen Nervensystem in Verbindung steht. Ein solcher Muskel ist das Herz.

Wir haben schon früher von zwei Arten der Muskeln, den willkürlichen und den unwillkürlichen, gesprochen. Die letzteren sind längsgestreift und stehen mit Tätigkeiten in Verbindung, die nicht unter der Herrschaft des Willens stehen, wie jene der Verdauung, der Atmung, der Ausscheidung usw. Die willkürlichen Muskeln sind die, welche vom Willen durch das willkürliche Nervensystem beherrscht werden, z.B. die Muskeln der Hände und Arme. Sie sind in beiden Seiten, längs- und quergestreift. Dies gilt von allen Muskeln des Körpers mit Ausnahme des Herzens, das ein unwillkürlicher Muskel ist. Gewöhnlich haben wir keine Gewalt über die Zirkulation des Blutes und die Zahl der Herzschläge. Und doch ist, zum Erstaunen der Physiologen, das Herz ein quergestreifter Muskel, als ob es ein willkürlicher Muskel wäre. Es ist das einzige Organ des Körpers, das diese Eigentümlichkeit aufweist. Es verweigert aber gleich einer Sphinx dem Materialisten die Lösung dieses Rätsels.

Der okkulte Wissenschaftler findet die Antwort leicht im Gedächtnis der Natur. Aus diesem Bericht erfährt er, dass das Ego zuerst einen Stützpunkt im Herzen suchte, und dass dieses damals nur längsgestreift war, wie alle unwillkürlichen Muskeln. Aber als das Ego das Herz mehr und mehr in seine Gewalt bekam, entwickelten sich allmählich Querstreifen. Sie sind nicht so zahlreich und nicht so gut entwickelt wie bei den Muskeln, die unter der vollen Herrschaft des Empfindungsleibes stehen. Wenn aber das altruistische Gefühl der Liebe und Bruderschaft an Stärke zunimmt und nach und nach die Oberherrschaft über die Vernunft gewinnt, welche in der Begierde begründet ist, werden diese Querstreifen zahlreicher werden und sich deutlicher ausprägen. Wie bereits gesagt, sitzt das Keimatom des dichten Körpers im Herzen und verbleibt dort während des Lebens. Erst beim Tod wird es zurückgezogen. Die aktive Arbeit des Ego ist im Blut. Nun ist, wenn wir die Lunge davon ausnehmen, das Herz das einzige Organ des Körpers, durch das während eines Kreislaufes das gesamte Blut strömt.

Das Blut ist der höchste Ausdruck des Lebensleibes, denn es ernährt den gesamten physischen Organismus. Es ist im gewissen Sinn auch ein Träger des unterbewussten Gedächtnisses. Es steht mit dem Gedächtnis der Natur in inniger Berührung, welches in der höchsten Ätherzone liegt. Das Blut trägt die Lebensbilder aus dem Leben der Vorfahren durch ganze Generationen hindurch zu den Nachkommen, in denen gemeinsames Blut fließt, wie es durch die Inzucht erzeugt wird.

Im Kopf befinden sich drei Punkte, jeder von ihnen ist der gesonderte Sitz eines der drei Aspekte des Geistes (siehe Diagramm 17). Der zweite und der dritte Aspekt haben außerdem eine sekundäre, günstige Ausgangsstellung. Der Empfindungsleib ist der umgekehrte Ausdruck des Ego. Er verkehrt die "Selbstheit" des Geistes in "Selbstsucht". Selbstheit trachtet nicht nach Vorteil auf Kosten der anderen. Die Selbstsucht hingegen sucht den Gewinn ohne Rücksicht auf die anderen. Der Sitz des menschlichen Geistes ist in erster Linie in der Zirbeldrüse, in zweiter Linie im Gehirn und im zerebrospinalen Nervensystem, das die willkürlichen Muskeln beherrscht.

Der Weg der ungebrauchten Geschlechtsströme (Diagramm 17)

Die Liebe und die Einheit in der Welt des Lebensgeistes finden ihr illusorisches (täuschendes) Gegenstück in der Ätherregion, mit welcher wir durch den Lebensleib verbunden sind, den Förderer der geschlechtlichen Liebe und der geschlechtlichen Vereinigung. Der Lebensgeist hat seinen Sitz in erster Linie im Hirnanhang (Hypophyse) und in zweiter Linie im Herzen, das der Torweg für das Blut, des Ernährers der Muskeln ist.

Der nicht aktive göttliche Geist, der stille Wächter, findet seinen materiellen Ausdruck im passiven, beharrlichen und reaktionslosen Skelett des dichten Körpers, dem gehorsamen Instrument der übrigen Körper, das jedoch keine Gewalt hat, um aus sich selbst heraus zu handeln. Der göttliche Geist hat seinen Stützpunkt im undurchdringbaren Punkt an der Nasenwurzel.

In Wahrheit gibt es nur einen Geist, das Ego. Wenn man es aber von der physischen Welt aus betrachtet, zerteilt es sich in drei Aspekte, die in der erklärten Weise wirken. Während das Blut, Kreislauf um Kreislauf, Stunde um Stunde, das ganze Leben lang durch das Herz pulsiert, graviert es die enthaltenen Bilder, solange sie noch frisch sind, in das Keimatom ein. Es bildet so einen getreuen Bericht des Lebens, welcher der Seele im Zustand nach dem Tod unauslöschlich eingeprägt wird. Das Blut befindet sich mit dem Lebensgeist unentwegt in engster Berührung, dem Geist der Liebe und der Einheit. Daher ist das Herz die Heimat der altruistischen Liebe.

Da diese Bilder in die Welt des Lebensgeistes eingehen, in der das wahre Gedächtnis der Natur liegt, durchlaufen sie nicht die langsamen physischen Sinne, sondern gelangen direkt in den vierten Äther, welcher in der von uns eingeatmeten Luft enthalten ist. In der Welt des Lebensgeistes sieht der Lebensgeist viel klarer, als ihm dies in den dichteren Welten möglich ist. In seiner hohen Heimat ist er mit der kosmischen Weisheit in Berührung und weiß in jeder Lage sofort, was zu tun ist, und sendet die Botschaft, welche ein rechtes Handeln anregen soll, zum Herzen zurück, das diese augenblicklich über den pneumogastrischen Nerv an das Gehirn als "ersten Eindruck" weiterleitet, als den intuitiven Impuls, der immer gut ist, da er direkt dem Quell der kosmischen Weisheit und Liebe entströmt.

Dies geschieht so schnell, damit sich das Herz die Macht behält, ehe der langsamere Verstand Zeit hat, die "Situation zu erfassen". Es ist wahr, dass der Mensch "so ist", wie der "Gedanke in seinem Herzen". Der Mensch ist von Natur aus ein jungfräulicher Geist: gut, edel und wahr in jeder Hinsicht. Alles, was nicht gut ist, kommt aus der niederen Natur, dieser illusorischen Spiegelung des Ego. Der jungfräuliche Geist beschenkt uns immer mit seinem weisen Rat. Wenn wir nur dem Impuls des Herzens, dem ersten Gedanken, folgen würden, so wäre die allgemeine Bruderschaft jetzt und hier bereits verwirklicht.

Aber gerade das ist der Punkt, an dem die Schwierigkeit beginnt. Nach dem guten Rat des ersten Gedankens beginnt das Gehirn nachzudenken, in den meisten Fällen mit dem Ergebnis, dass das Herz besiegt wird. Das Teleskop stellt seinen eigenen Brennpunkt ein und richtet sich nach ihm unter Missachtung des Astronomen. Der Intellekt und der Empfindungsleib durchkreuzen die Pläne des Geistes, indem sie die Herrschaft übernehmen, und wenn ihnen geistige Weisheit fehlt, leiden beide, Geist und Körper.

Die Physiologen haben festgestellt, dass verschiedenen Gebieten des Gehirns besondere Denktätigkeiten zugewiesen werden, und die Phrenologen haben diesen Wissenszweig noch weiter ausgebaut. Nun ist bekannt, dass das Denken Nervengewebe niederreißt und es zerstört. Diese und alle anderen Abfälle des Körpers werden durch das Blut ersetzt. Wenn durch die Entwicklung des Herzens zu einem willkürlichen Muskel die Blutzirkulation endlich unter die absolute Herrschaft des einigenden Lebensgeistes, des Geistes der Liebe, gelangen wird, so wird es in der Macht des Geistes liegen, das Blut von den Gehirnpartien fernzuhalten, die selbstsüchtigen Zwecken dienen. Die Folge davon wird ein stufenweises Verkümmern dieser Denkzentren sein.

Andererseits wird es dem Geist möglich werden, den Blutzufluss zu verstärken, wenn die mentale Tätigkeit eine altruistische geworden ist. So werden die Gebiete, die dem Altruismus dienen, aufgebaut werden. Dadurch wird mit der Zeit die Begierdennatur besiegt und der Intellekt durch die Liebe aus seiner Begierden-Knechtschaft befreit werden. Nur die vollständige Befreiung durch die Liebe kann den Menschen vom Gesetz erlösen und ihn zu seinem eigenen Gesetz machen. Wenn er sich selbst besiegt haben wird, wird er die ganze Welt besiegen.

Die Querstreifen des Herzens können durch gewisse okkulte Übungen aufgebaut werden. Aber da einige dieser Übungen gefährlich sind, soll man sie nur unter der Aufsicht eines berufenen Lehrers üben.

Damit kein Leser dieses Buches durch Betrüger verführt werde, die sich für fähig und bereit erklären, Suchende in diesen Übungen zu unterrichten, sei noch einmal wiederholt, dass kein wahrer Okkultist sich jemals rühmt, ein solcher zu sein oder seine okkulten Kräfte durch irgendwelche Reklame ankündigt. Er verkauft seine okkulten Informationen oder Lektionen nicht zu einer bestimmten Beratungs- oder Kursgebühr. Seine Arbeit wird in einer Weise verrichtet, die so unaufdringlich wie möglich ist. Er gibt sich nicht zu theatralischen Schaustellungen her. Er tut sie einzig zu dem Zweck, anderen zu helfen, ohne dabei an sich selbst zu denken.

Wie am Anfang dieses Kapitels gesagt wurde, können alle Menschen, die ernsthaft nach höherem Wissen streben, sicher sein, dass sie, wenn sie nur suchen wollen, den Weg offen finden werden. Christus selbst bereitete den Weg "für alle, die eines guten Willens sind", vor. Er wird allen wahrhaft Suchenden helfen und sie willkommen heißen, wenn sie willens sind, an der allgemeinen Bruderschaft zu wirken.

Fortsetzung:

Das Mysterium von Golgatha



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Autor: Max Heindel
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