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Ein urteilsfähiger Intellekt

Ein fühlendes Herz

Ein gesunder Körper

 

 
 

... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Die ersten Schritte


Die Zeit ist nun reif, und allen Individuen kann der Weg gewiesen werden, um durch eigene Forschung alle Fakten zu erfahren, von denen in diesem Buch bisher die Rede war. Wie bereits zu Anfang festgestellt wurde, gibt es keine besonderen "Gaben", die nur einem Menschen zuteil würden. Alle können in sich selbst die Wahrheit über die Pilgerschaft der Seele, über die vergangene Entwicklung und die künftige Bestimmung der Welt erfahren, ohne gezwungen zu sein, sich auf die Wahrhaftigkeit eines anderen zu verlassen. Es gibt eine Methode, durch welche diese wertvolle Fähigkeit erlangt wird, und durch die der ernsthaft Strebende fähig wird, forschend in die überphysischen Gebiete einzudringen. Wenn man diese Methode beharrlich anwendet, können die Kräfte eines Gottes entwickelt werden.

Ein einfaches Beispiel kann die ersten Schritte zeigen. Der allerbeste Mechaniker ist nahezu hilflos ohne das entsprechende Handwerkszeug seines Gewerbes. Es ist das Kennzeichen eines guten Handwerkers, dass er die Qualität und den Zustand seiner Werkzeuge betreffend sehr wählerisch ist, denn er weiß, dass das Werk ebensosehr von deren Güte wie von seiner eigenen Geschicklichkeit abhängt.

Das Ego hat verschiedene Instrumente: Einen dichten Körper, einen Lebensleib, einen Empfindungsleib und einen Intellekt. Diese sind sein Handwerkszeug, und von ihren Eigenschaften und ihrem Zustand hängt es ab, wie viel oder wie wenig das Ego von seiner Aufgabe, in jedem Leben Erfahrungen zu sammeln, ausführen kann. Wenn die Instrumente mangelhaft und stumpf sind, wird nur geringes geistiges Wachstum stattfinden können, und das Leben wird in bezug auf das Geistige fruchtlos sein.

Generell beurteilen wir den "Erfolg" eines Lebens nach dem Bankkonto, nach der erlangten Stellung oder nach dem Glück, welches das Resultat einer sorgenfreien Existenz und einer geschützten Umgebung ist.

Wenn man das Leben auf diese Weise betrachtet, wird alles, was Ewigkeitswert hat, vergessen. Der Mensch wird vom Vergänglichen und von Illusionen geblendet. Ein Bankkonto scheint ein so großer Erfolg zu sein, dass darüber die Tatsache ganz vergessen wird, dass das Ego vom Augenblick an, in dem es seine irdische Hülle verlässt, keinen Anteil mehr am Gold oder an irgendeinem anderen irdischen Schatz nimmt. Es kann sogar für die Art und Weise, in der es dieses Gut erwarb, zur Verantwortung gezogen werden. Es kann schwer darunter leiden, wenn es sieht, wie andere es ausgeben. Auch vergisst man, dass die hervorragende gesellschaftliche Stellung ebenfalls verloren geht, sobald die Silberschnur gelöst ist.

Die Schmeichler von früher können nun höhnen, und selbst jene, die ihm im Leben treu waren, mögen beim Gedanken an eine Stunde erschaudern, die sie alleine in der Gesellschaft des Abgeschiedenen verbrachten. Alles, was nur von diesem Leben ist, ist eitel. Nur das ist von wahrem Wert, was mit uns als geistiger Schatz über die Schwelle treten kann.

Die Treibhauspflanze sieht in ihrem gedeckten Glashaus wunderschön aus, wenn aber die Feuerung ausginge, müsste sie verwelken und sterben, während die Pflanze, die in Regen und Sonnenschein, in Sturm und Stille wuchs, den Winter überleben kann und jedes Jahr von neuem erblüht. Vom Standpunkt der Seele aus sind irdisches Glück und eine geborgene Umgebung gewöhnlich ungünstige Umstände. Der verhätschelte und verzogene Schoßhund unterliegt Krankheiten, von denen der heimatlose Straßenhund, der um den Abfall aus dem Kehrichtfass kämpfen muss, nichts weiß. Das Leben des Köters ist hart, er gewinnt aber Erfahrungen, die ihn beweglich, lebhaft und findig machen. Sein Leben ist reich an Ereignissen, und er sammelt sehr viele Erfahrungen, während der verhätschelte Schoßhund seine Zeit in schrecklicher Eintönigkeit vertrödelt.

Die Lage der menschlichen Wesen ist eine ähnliche. Es mag hart sein, gegen Armut und Hunger kämpfen zu müssen. Vom Standpunkt der Seele aus ist dies aber einem trägen, luxuriösen Leben unendlich vorzuziehen. Wenn der Reichtum nur der Handlanger gut gedachter Menschenfreundlichkeit ist, wenn er der Menschheit so hilft, dass er sie wahrhaft hebt, so kann er ein großer Segen sein und seinem Besitzer zum Wachstum verhelfen. Wird er aber zu selbstsüchtigen Zwecken und zur Unterdrückung anderer verwendet, so kann er nur als reiner Fluch betrachtet werden.

Die Seele ist auf der Erde, um durch ihre Instrumente Erfahrungen zu sammeln. Diese sind die Werkzeuge, die jedem bei seiner Geburt mitgegeben werden. Dieses Werkzeug kann gut, schlecht oder mittelmäßig sein, je nachdem, wie wir durch vergangene Erfahrungen gelernt haben, sie uns zu erbauen. Nun müssen wir sie so gebrauchen, wie sie sind. Sobald wir aus der gewohnten Lethargie aufgerüttelt werden und uns bemühen Fortschritte zu machen, steigt natürlich in uns die Frage auf, was zu tun sei.

Ohne gut gepflegtes Werkzeug kann der Handwerker keine wirksame Arbeit leisten. Ebenso müssen die Instrumente des Ego gereinigt und geschliffen werden. Dann können wir beginnen, für irgend einen Zweck zu arbeiten. Wenn man mit diesen bewundernswerten Werkzeugen arbeitet, werden sie sogar durch den Gebrauch noch besser. Sie werden zu einer immer wirksameren Hilfe beim Werk. Das Ziel dieser Arbeit ist die Vereinigung mit dem Höheren Selbst.

Drei Schritte sind es, durch welche diese Arbeit die niedere Natur besiegt, doch werden sie nicht einer nach dem anderen gemacht. Nur in gewissem Sinne folgen sie aufeinander, so dass auf der gegenwärtigen Stufe der erste Schritt am meisten hervortritt, der zweite weniger und der dritte am allerwenigsten. Mit der Zeit, wenn der erste Schritt vollständig gemacht sein wird, kann natürlich den beiden anderen mehr Aufmerksamkeit zugewendet werden.

Zur Erreichung dieser drei Schritte bestehen drei Hilfen. Sie können in der Außenwelt wahrgenommen werden, wo die großen Führer der Menschheit ihnen ihren Platz zuwiesen.

Die erste Hilfe ist die Rassenreligion. Sie hilft bei der Überwindung des Empfindungsleibes und bereitet ihn für die Vereinigung mit dem Heiligen Geist vor.

Die volle Wirksamkeit dieser Hilfe zeigte sich am Pfingsttag. Da der Heilige Geist der Rassengott ist, sind alle Sprachen sein Ausdruck. Daher sprachen die Apostel, als sie in der Gemeinschaft versammelt und vom Heiligen Geist erfüllt waren, in verschiedenen Zungen, konnten aber ihre Zuhörer überzeugen. Ihr Empfindungsleib war genügend gereinigt worden, um die gewünschte Vereinigung zustande zu bringen. Das wird auch der Strebende eines Tages sicher erreichen, um dann ebenfalls in allen Zungen zu sprechen. Als historisches Beispiel mag noch angeführt werden, dass der Graf von St. Germain (eine der späteren Inkarnationen von Christian Rosenkreuz, dem Begründer unseres geheiligten Ordens) alle Sprachen sprach, so dass alle, die ihn besuchten, glaubten, er gehöre ihrer Nation an. Auch er hatte bereits die Vereinigung mit dem Heiligen Geist erreicht.

In der hyperboreischen Epoche, bevor der Mensch einen Empfindungsleib hatte, gab es nur eine allgemeine Sprache zur Verständigung. Wenn der Empfindungsleib genügend gereinigt sein wird, werden alle Menschen wieder fähig werden, sich gegenseitig zu verstehen. Denn dann werden die verschiedenen Rassenunterschiede verschwunden sein.

Die zweite Hilfe, die sich jetzt der Menschheit bietet, ist die Religion des Sohnes, die Christliche Religion, deren Ziel die Vereinigung mit Christus durch Reinigung und Beherrschung des Lebensleibes ist.

Paulus bezieht sich auf diesen zukünftigen Zustand, wenn er sagt: "Bis dass Christus in euch eine Gestalt gewinne." (Gal. 4,19) Er ermahnte seine Zuhörer, sich von jeder Bürde zu befreien, da sie gleich Menschen seien, die einen Wettlauf machen.

Das grundlegende Prinzip bei der Erbauung des Lebensleibes ist die Wiederholung. Wiederholte Erfahrungen arbeiten an ihm, um das Gedächtnis zu schaffen. Die Führer der Menschheit, die bestrebt waren, uns durch bestimmte Übungen unbewusst Hilfe zu geben, setzten das Gebet als ein Mittel ein, um am Lebensleib reine und erhabene Gedanken arbeiten zu lassen. Sie forderten die Menschen auf, "ohne Unterlass zu beten". Spötter haben oft höhnisch gefragt, warum es nötig sei, zu beten. Wenn Gott allwissend sei, so kenne er unsere Bedürfnisse, und wenn er es nicht sei, so würden unsere Gebete ihn wahrscheinlich niemals erreichen. Wenn er nicht allwissend sei, könne er auch nicht allmächtig sein und könne daher auch keine Gebete erhören. Mancher ernste Christ mag es als Unrecht empfunden haben, den Thron Gottes immer zu belästigen.

Solche Gedanken beruhen auf einem Missverstehen der Fakten. Gott ist wahrhaftig allwissend. Er braucht nicht an unsere Sorgen erinnert zu werden. Beten wir jedoch in rechter Weise, so erheben wir uns zu Ihm und arbeiten an unserem Lebensleib, den wir reinigen; dies geschieht, wenn wir in rechter Weise beten, doch liegt eben darin die große Schwierigkeit. Wir beschäftigen uns gewöhnlich mehr mit zeitlichen Dingen als mit geistiger Erhebung. Die Kirchen halten Bittgänge ab, um Regen zu erbitten, und die Kaplane feindlicher Armeen beten sogar vor der Schlacht, dass ihren Waffen Erfolg beschieden werde.

Das ist das Gebet zum Rassengott, der die Schlachten seines Volkes auskämpft, seine Herden vermehrt, seine Speicher füllt und seine irdische Not behebt. Solche Gebete wirken nicht einmal reinigend. Sie entspringen dem Empfindungsleib, der die Lage folgendermaßen erfasst: "Herr, nun halte ich Deine Gebote nach besten Kräften, und ich verlange, dass auch Du dafür das Deine tust."

Christus gab der Menschheit ein Gebet, das wie er selbst, einheitlich und allumfassend ist. In ihm sind sieben deutliche und gesonderte Gebete enthalten, eines für jedes der sieben Prinzipien im Menschen, den dreifachen Körper, den dreifachen Geist und das Bindeglied des Intellekts. Jedes Gebet ist besonders dazu geeignet, den Teil des zusammengesetzten Menschen, auf den es sich bezieht, zu fördern.

Der Zweck des Gebetes, das sich auf den dreifachen Körper bezieht, ist dessen Vergeistigung und die Bildung der dreifachen Seele aus diesen Körpern.

Die Gebete, die sich auf den dreifachen Geist beziehen, bereiten ihn vor, die extrahierte Essenz, die dreifache Seele, aufzunehmen.

Das Gebet für den Intellekt hat den Zweck, ihn in seiner rechten Aufgabe als Bindeglied der höheren und niederen Natur zu erhalten.

Die dritte Hilfe, welche die Menschheit erhalten wird, wird die Religion des Vaters sein. Wir wissen sehr wenig von ihr. Wir wissen nur, dass ihr Ideal ein noch höheres sein wird als das der Bruderschaft, und dass der dichte Körper durch sie vergeistigt werden wird.

Die Religionen des Heiligen Geistes, die Rassenreligionen, dienten zur Hebung der menschlichen Rasse durch ein Gefühl der Verwandtschaft, beschränkt auf eine Gruppe, Familie, Stamm oder Nation.

Der Zweck der Religion Christi, des Sohnes, ist es, die Erhebung der Menschheit zu fördern bis hin zur Bildung einer universalen Bruderschaft aus getrennten Individuen.

Das Ideal der Religion des Vaters wird die Ausschaltung aller Getrenntheit sein. Alles wird sich im Einen verschmelzen. Es wird weder ein "Ich" noch ein "Du" geben. Alle werden in Wirklichkeit eine Einheit sein. Dies wird nicht geschehen, solange wir noch Bewohner der physischen Erde sind, sondern in einem kommenden Zustand, in dem wir unsere Vereinigung mit allem verwirklichen werden. Dann wird ein jeder Zutritt zu den von jedem Einzelnen errungenen Erkenntnissen haben. So wie die einzelne Facette eines Diamanten Zutritt zu allem Licht hat, das durch jede der anderen Facetten strahlt, so wie sie mit ihnen eins ist und doch durch Linien begrenzt wird, die ihr eine gewisse Individualität ohne Getrenntheit geben, so wird der individuelle Geist das Gedächtnis seiner besonderen Erfahrungen zurückbehalten und gleichzeitig allen anderen die Früchte seiner persönlichen Existenz geben.

Dies sind die Schritte und Zustände, durch welche die Menschheit unbewusst geführt wird.

In vergangenen Zeitaltern herrschte der Rassengeist allein. Der Mensch gab sich mit einer patriarchalischen und väterlichen Führung zufrieden, an der er keinen Anteil hatte. Nun sehen wir in der ganzen Welt das Zusammenbrechen des alten Systems (z.B. das Kastensystem in Indien.

Das Volk begehrt Freiheit unter einer Herrschaft, die aus dem Volk und für das Volk gewählt wird. Russland wird durch Kämpfe um Befreiung von einer diktatorischen und autokratischen Regierung zerrissen. Die Türkei ist erwacht und hat der Freiheit einen großen Schritt entgegen gemacht. Hier in unserem Land, in Nordamerika, wo man vermutet, dass die Völker sich bereits solcher Freiheiten erfreuen, wie sie von anderen erst angestrebt oder erfochten werden, sind wir noch nicht zufrieden (1909).

Wir erfahren, dass es noch andere Unterdrückungen gibt, als die einer autokratischen Monarchie. Wir sehen, dass es noch industrielle Freiheiten zu erwerben gibt und ächzen unter dem Joch der Trusts und eines ungesunden Konkurrenzsystems. Wir trachten nach einem Zusammenwirken, wie es jetzt von den Trusts innerhalb ihrer eigenen Grenzen und zu ihrem eigenen Nutzen ausgeübt wird. Wir ersehnen einen sozialen Zustand, wo "ein jeglicher unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum" wohnen kann und niemand ihn ängstigt.

So ändern sich die alten Systeme patriarchalischer Herrschaft auf der ganzen Welt. Die Nationen als solche haben ihren Höhepunkt erlebt und arbeiten unbewusst, in Übereinstimmung mit dem Plan der unsichtbaren Führer, auf eine universale Bruderschaft zu. Wenn diese Führer auch nicht im Rat der Nationen sitzen, so wirken sie deshalb doch nicht minder machtvoll an der Gestaltung der Ereignisse.

Dies sind die langsam wirkenden Mittel, durch welche die verschiedenen Körper der Menschheit als Ganzes gereinigt werden. Wer jedoch nach höherer Erkenntnis strebt, arbeitet nach wohlersonnenen Methoden bewusst an diesem Ziel.

Fortsetzung:

Westliche Methoden für westliche Völker



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