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Ein urteilsfähiger Intellekt

Ein fühlendes Herz

Ein gesunder Körper

 

 
 

... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Das Gebet des Herrn: Vaterunser


Wenn wir zu unserer Betrachtung der geistigen Hilfen zum menschlichen Fortschritt zurückkehren, so drückt das Gebet des Herrn, das als abstrakte, algebraische Formel für die Erhebung und Reinigung der menschlichen Träger gelten kann, den Begriff einer geeigneten Fürsorge für den dichten Körper mit den Worten aus: "Unser täglich Brot gib uns heute."

Das Gebet, das sich mit dem Lebensleib befasst, lautet: "Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern."

Der Lebensleib ist der Sitz des Gedächtnisses. In ihm sind die unterbewussten Aufzeichnungen aller Ereignisse unseres vergangenen Lebens gespeichert. Alle uns zugefügten Beleidigungen, alle erhaltenen Wohltaten, auch die, welche wir selbst begangen haben, sind darin eingeschlossen. Wir erinnern uns, dass die Rückschau unseres Lebens sich uns in Bildern zeigt, unmittelbar nachdem wir den Körper beim Tode verlassen haben, und dass alle Leidenszustände der Existenz nach dem Tod die Folgen der Ereignisse sind, die diese Lebensbilder wiedergeben.

Das Gebet des Herrn: Vaterunser (Diagramm 16)

Wenn uns durch fortgesetztes Gebet das Unrecht, das wir an anderen begingen, vergeben wurde, wenn wir suchen unser Unrecht so weit als möglich wiedergutzumachen, wenn wir unseren Lebensleib dadurch läutern, dass wir denen vergeben, die uns beleidigt haben, und alle bösen Gefühle ausschalten, so ersparen wir uns nach dem Tod viel Elend und bereiten uns außerdem für die allgemeine Bruderschaft vor, die zum Teil vom Sieg des Lebensleibes über den Empfindungsleib abhängt. In der Form des Gedächtnisses prägt der Empfindungsleib dem Lebensleib den Rachegedanken ein. Wenn ein Mensch in den mannigfaltigen Kämpfen des Lebens ein gleichmäßiges Temperament bewahrt, so beweist er, dass er einen solchen Sieg errang. Der Strebende sollte daher sein Temperament zügeln, da er dadurch an beiden Trägern arbeitet. Das Gebet des Herrn schlißt auch diese ein. Wenn wir sehen, dass wir andere verletzten, so blicken wir um uns und suchen nach der Ursache. Verlust von Selbstbeherrschung ist eine davon. Sie entspringt dem Empfindungsleib.

Die meisten Menschen verlassen den dichten Körper mit demselben Charakter, mit dem sie ihn betreten haben; der Strebende aber muss systematisch alle Versuche des Empfindungsleibes, die Herrschaft an sich zu reißen, besiegen. Dies kann durch Konzentration auf hohe Ideale geschehen. Das stärkt den Lebensleib und ist wirksamer als die gewöhnlichen Gebete der Kirche.

Der okkulte Gelehrte zieht dem Gebet die Konzentration vor, weil sie mit Hilfe des Intellekts vollzogen wird, der kalt und ohne Gefühl ist, während das Gebet gewöhnlich der Gefühlswallung entspringt. Wo es aber von reiner selbstloser Hingabe an hohe Ideale geleitet wird, steht es viel höher als die kalte Konzentration. Es kann niemals kalt sein, denn es trägt die Ausströmung des Mystikers und wird auf den Flügeln der Liebe zum Thron der Gottheit emporgetragen.

Das Gebet für den Empfindungsleib ist "Führe uns nicht in Versuchung". Das Gefühl ist der große Versucher der Menschheit. Es ist der große Anreger aller Handlungen, was auch gut ist, soweit Handlungen die Absicht des Geistes fördern. Wo aber das Gefühl sich auf etwas Entwürdigendes richtet, auf etwas, das die Natur erniedrigt, so ist unsere Bitte, nicht in Versuchung geführt zu werden, wirklich am Platz.

Liebe, Reichtum, Macht und Ruhm! - Das sind die vier Leitmotive der menschlichen Handlungen. Der Wunsch nach einem oder mehreren davon ist der Beweggrund für alles, was der Mensch tut oder ungeschehen lässt. Die großen Führer der Menschheit haben sie uns weise als Handlungsantriebe gegeben, damit der Mensch durch sie lerne und Erfahrungen sammle. Sie sind notwendig, und der Strebende kann sie sorglos weiterhin als Handlungsantriebe benutzen, muss sie aber in etwas Höheres verwandeln. Er muss die selbstsüchtige Liebe, die nach dem Besitz eines anderen Körpers strebt, mit edleren Bestrebungen bekämpfen, ebenso auch alles andere Begehren nach Verögen, Macht und Ruhm aus engen und persönlichen Gründen.

Die Liebe, nach der er sich sehnen soll, ist nur die der Seele. Sie muss alle Wesen, ob hoch oder niedrig, umfassen und im Verhältnis zur Bedürftigkeit des Empfängers zunehmen.

Der Reichtum ist der, der in einem Überfluss an Gelegenheiten besteht, den Mitmenschen zu dienen.

Die Macht ist die, die nach der Hebung der gesamten Menschheit strebt.

Der Ruhm ist nur der, der uns fähiger macht, die gute Botschaft zu verbreiten, dass alle, die da leiden schneller Trost für die Kümmernisse ihrer Herzen finden können.

Das Gebet für den Intellekt lautet: "Erlöse uns von dem Übel." Wir sahen, dass der Intellekt das Bindeglied zwischen der höheren und der niederen Natur des Menschen ist. Den Tieren ist es erlaubt, ihren Begierden ohne jede Einschränkung zu folgen. Für sie gibt es weder gut noch böse, denn ihnen fehlt der Intellekt, die Fähigkeit der Unterscheidung. Maßnahmen zum Selbstschutz, die wir im Hinblick auf tötende und raubende Tiere treffen, sind verschieden von denen, welcher wir uns Menschen gegenüber bedienen, die gleiches tun.

Sogar ein menschliches Wesen, das des Intellekts beraubt ist, ist nicht zurechnungsfähig. Man erkennt die Tatsache an, dass es sich seines unrechten Tuns nicht bewusst ist, daher wird es einfach nur in Schranken gehalten.

Erst als seine geistigen Augen geöffnet wurden und der Mensch ein Wissen über Gut und Böse bekam, wurde er für sein Tun verantwortlich. Wenn sich das Bindeglied des Intellekts mit dem Höheren Selbst verbindet und seinen Anordnungen gehorcht, haben wir einen hochgesinnten Menschen vor uns. Im Gegensatz hierzu ruft die Verbindung des Intellekts mit der niederen Begierdennatur niedriggesinnte Menschen hervor. Daher beten wir, dass wir von den Erfahrungen befreit werden mögen, die aus der Verbindung des Intellekts mit dem Empfindungsleib und allem damit in Verbindung stehenden, hervorgehen.

Wer nach einem höheren Leben strebt, vollzieht die Verbindung der höheren und der niederen Natur durch Meditation über erhabene Themen. Diese Verbindung wird noch weiter gefestigt durch die Betrachtung (Kontemplation). Diese beiden Zustände werden durch die Anbetung übertroffen, die den Geist zum Throne selbst emporhebt.

Das "Vaterunser", das für den allgemeinen Gebrauch der Kirche gegeben ist, setzt die Anbetung an die erste Stelle, um die geistige Erhebung zu erzielen, die notwendig ist, um eine Bitte vorzubringen, die die Bedürfnisse der niederen Träger betrifft. Jeder Aspekt des dreifachen Geistes, mit dem ersten beginnend, erhebt sich in Anbetung zu dem ihm entsprechenden Aspekt Gottes. Wenn alle Aspekte des dreifachen Geistes vor dem Thron der Gnade stehen, so äußert jeder das Gebet, das den Bedürfnissen seines materiellen Doppelgängers entspricht, und alle drei schließen sich dem Schlussgebet für den Intellekt an.

Der menschliche Geist steigt zu seinem Gegenstück, dem Heiligen Geist (Jehova) auf und spricht: "Geheiligt werde Dein Name."

Der Lebensgeist beugt sich vor seinem Ebenbild, dem Sohn (Christus), sagend: "Dein Reich komme."

Der göttliche Geist kniet vor seinem Doppelgänger, dem Vater, mit dem Gebet:"Dein Wille geschehe."

Dann fleht der Höchste, der göttliche Geist, zum höchsten Aspekt der Gottheit, zum Vater, für seinen Doppelgänger, den dichten Körper:"Unser tägliches Brot gib uns heute."

Der nächsthöchste, der Lebensgeist, fleht zu seinem Urquell, dem Sohn, für seinen Doppelgänger in der niederen Natur, den Lebensleib: "Vergib uns unsere Schuld, wie wir unsern Schuldigern vergeben".

Der niederste Aspekt des Geistes, der menschliche Geist, fleht zum niedersten Aspekt der Gottheit für den höchsten des dreifachen Körpers, den Empfindungsleib: "Führe uns nicht in Versuchung."

Schließlich vereinigen sich alle drei Aspekte des dreifachen Geistes im Menschen zum wichtigsten der Gebete, dem Flehen für den Intellekt: "Erlöse uns von dem Übel."

Die Einleitung, "Vater unser, der Du bist im Himmel", gleicht nur einer Adresse auf einem Briefumschlag. Die Schlussformel: "Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen", wurde nicht von Christus gegeben. Sie ist aber als Schlussgebet des dreifachen Geistes sehr angebracht, da sie die unmittelbare Anrede an Gott abschließt.

Diagramm 16 versinnbildlicht das eben Gesagte auf einfache Weise, die leicht behalten werden kann, und zeigt die Verbindung zwischen den verschiedenen Gebeten und den entsprechenden Trägern, die gleichermaßen gefärbt sind.

Fortsetzung:

Das Gelübde der Ehelosigkeit



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Autor: Max Heindel
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