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Ein urteilsfähiger Intellekt

Ein fühlendes Herz

Ein gesunder Körper

 

 
 

... aus Kosmokonzeption (Max Heindel)

Die Morgenübung


Konzentration, die zweite Übung, wird morgens, zum erstmöglichen Zeitpunkt nach dem Erwachen des Schülers ausgeführt. Er muss sich nicht erheben, um die Jalousien zu öffnen oder sonst etwas Unnötiges zu tun. Wenn sich der Körper behaglich fühlt, sollte er sich sogleich entspannen und beginnen, sich zu konzentrieren. Das ist sehr wichtig, da der Geist im Augenblick des Erwachens gerade aus der Empfindungswelt zurückgekehrt ist. Zu dieser Zeit ist es leichter möglich, erneut mit dieser Welt in eine bewusste Berührung zu kommen, als zu irgendeiner anderen Zeit des Tages.

Wir erinnern uns, dass während des Schlafes die Ströme des Empfindungsleibes fließen, und sich dann seine Wirbel mit sehr großer Geschwindigkeit drehen und bewegen. Doch sobald er den dichten Körper betritt, werden seine Ströme und Wirbel durch die dichte Materie und die Nervenströme des Lebensleibes, welche die Botschaften von uns zum Gehirn tragen, beinahe vollkommen zum Stillstand gebracht. Das Ziel dieser Übung ist es, den dichten Körper auf denselben Grad von Untätigkeit und Unempfindlichkeit wie im Schlaf zu bringen, obgleich nun der Geist darin vollständig wach, munter und bewusst bleibt. So schaffen wir einen Zustand, wo die Sinneszentren des Empfindungsleibes erneut beginnen können sich zu drehen, währenddessen er im dichten Körper weilt.

Konzentration ist ein Wort, das viele verwirrt und nur wenigen den richtigen Sinn übermittelt. Daher wollen wir uns bemühen, seine Bedeutung klarzumachen. Das Wörterbuch gibt mehrere Deutungen, die alle auf unseren Begriff anwendbar sind. Eine lautet: "auf einen Mittelpunkt zusammenziehen", eine andere aus der Chemie: "auf die höchste Reinheit und Stärke zurŸckühren durch Entfernung wertloser Bestandteile". Auf unser Problem angewandt sagt uns eine der obigen Deutungen, dass, wenn wir unsere Gedanken auf einen Mittelpunkt, einen Punkt zusammenziehen, wir ihre Stärke vermehren nach dem Grundsatz, dass die Kraft der Sonnenstrahlen vermehrt wird, wenn sie durch ein Vergrößerungsglas in einem Punkt gesammelt werden. Dadurch, dass wir aus unserem Geist alles andere für den Augenblick ausschalten, ist unsere gesamte Gedankenkraft für den Zweck verfügbar, das Ziel zu erreichen oder das Problem zu lösen, auf welches wir uns konzentrieren. Wir können so sehr in unseren Gegenstand vertieft sein, dass wir ein über unserem Kopf abgefeuertes Geschütz nicht hören würden. Man kann in einem Buch so aufgehen, dass man alles andere um sich herum vergisst. Der nach geistigem Schauen Strebende muss die Fähigkeit erwerben, in gleicher Weise in der Idee aufzugehen, auf die er sich konzentriert, so dass er die Sinnenwelt aus seinem Bewusstsein ausschalten und seine ganze Aufmerksamkeit auf die geistige Welt richten kann. Wenn er dies lernt, wird er die geistige Seite eines Gegenstandes oder einer Idee von geistigem Licht beleuchtet sehen und so eine Kenntnis von der inneren Natur der Dinge erlangen, die sich kein weltlicher Mensch zu erträumen wagt.

Wenn er diesen Punkt der reinen Begriffsbildung erreicht hat, beginnen die Sinneszentren des Empfindungsleibes im dichten Körper sich langsam zu drehen und schaffen sich so allmählich einen ständigen Platz. Diese Bewegung wird mit der Zeit immer bestimmter werden, und es wird stets weniger Anstrengung erfordern, sie in Bewegung zu bringen.

Zum Gegenstand der Konzentration kann irgend ein hohes und erhabenes Ideal dienen, doch sollte es vorzugsweise von solcher Art sein, dass es den Schüler aus den gewöhnlichen Dingen, die Sinne betreffend, und jenseits von Raum und Zeit herausführt. Dafür gibt es nichts Besseres, als den Wortlaut der ersten fünf Verse des Johannes Evangeliums. Wenn er sie zum Gegenstand nimmt, Satz für Satz und Morgen für Morgen, so werden sie mit der Zeit dem Schüler einen wundervollen Einblick in den Anfang unseres Weltalls und in das Schöpfungssystem geben, einen Einblick, der weit über irgend ein Lehrbuch hinausragt.

Wenn der Schüler nach einiger Zeit gelernt hat, fünf Minuten lang standhaft die Idee, auf die er sich konzentrierte, vor sich zu halten, kann er versuchen, diese plötzlich fallen und eine Leere entstehen zu lassen. Nun denke er an nichts und warte einfach, um zu sehen, ob irgendetwas die entstandene Leere betritt. Mit der Zeit werden die Begebenheiten und Szenen der Empfindungswelt diesen leeren Raum erfüllen. Nachdem der Schüler damit vertraut gemacht worden ist, kann er verlangen, dass dieser oder jener beliebige Gegenstand vor ihm erscheine. Er wird bestimmt erscheinen und es ist ihm dann auch möglich, ihn zu untersuchen.

Die Hauptsache jedoch ist, dass der Schüler sich durch Befolgung der obigen Belehrungen selbst reinigt; seine Aura beginnt zu strahlen und wird unfehlbar die Aufmerksamkeit eines Lehrers auf sich ziehen, der jemand zu Hilfe senden wird, wenn es für den nächsten Schritt aufwärts erforderlich ist. Selbst wenn Monate oder Jahre vergehen und kein sichtbares Ergebnis eintreten sollte, so sei man versichert, dass keine Mühe umsonst gewesen ist; die großen Lehrer sehen und würdigen unsere Bemühungen. Ihr Interesse für unsere Mithilfe ist ebenso groß, wie unser Interesse für die Arbeit. Sie können Gründe sehen, die es nicht als ratsam für uns erscheinen lassen, die Arbeit für die Menschheit bereits in diesem Leben oder zu dieser Zeit aufzunehmen. Eines Tages werden die hemmenden Zustände vorübergehen und wir zum Licht zugelassen werden, wo wir es selbst sehen können.

Eine alte Legende berichtet, dass das Graben nach einem Schatz in der Stille der Nacht und bei vollständigem Schweigen geschehen muss. Ein Wort zu sprechen, bevor der Schatz sicher ausgegraben ist, wird unvermeidlich sein Verschwinden zur Folge haben. Dies ist ein mystisches Gleichnis, das sich auf das Suchen nach geistiger Erleuchtung bezieht. Wenn wir schwätzen und anderen die Erfahrungen unserer Konzentrationsstunde erzählen, verlieren wir sie, denn sie können keine Übertragung durch die Stimme vertragen und werden in Nichts zerfallen. Durch Meditation müssen wir aus ihnen die volle Kenntnis der zugrundeliegenden kosmischen Gesetze erlangen. Dann braucht die Erfahrung selbst nicht weiterberichtet zu werden, denn dann werden wir erkennen, dass sie nur die Schale ist, die den wertvollen Kern umgibt.

Das Gesetz ist von allumfassendem Wert, was sofort einleuchten wird, denn es wird Tatsachen im Leben erklären und uns lehren, wie wir aus gewissen Lagen Nutzen ziehen können und wie die andern zu meiden sind. Das Gesetz kann dem Gutbefinden des Entdeckers zum Segen der Menschheit freigestellt werden. Die Erfahrung selbst, die das Gesetz enthüllte, wird dann in ihrem wahren Licht erscheinen; sie ist nur von vorübergehendem Interesse und weiterer Aufmerksamkeit unwert. Darum sollte der Schüler alles, was sich während der Konzentration ereignet, als heilig betrachten und strengstens für sich behalten.

Schließlich hüte er sich, die Übungen als eine lästige Aufgabe anzusehen. Man schätze sie nach ihrem wahren Wert; sie sind unser höchstes Vorrecht. Nur wenn wir sie so betrachten, werden wir ihnen gerecht werden und aus ihnen den vollen Segen ernten.

Fortsetzung:

Über den Ursprung der Fellowship-Lehren



Kosmo Konzeption


Die kosmische Konzeption - eine Philosophie über das Warum im Leben - beantwortet und vermittelt uns in klaren und einfachen Worten das Basiswissen der Weisheitslehre der Rosenkreuzer und stellt für jeden Menschen, der auf der Suche nach seiner Lebensaufgabe ist, einen Goldschatz an Informationen dar. Sie ist ein umfassendes Nachschlagewerk für alle, die sich mit den grundlegenden Fragen des menschlichen Lebens befassen - dazu zählen ganz persönliche als auch weltliche Fragen. (716 Seiten, gebunden)

Autor: Max Heindel
ISBN: 978-3-906414-00-3
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